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Donnerstag, Februar 6, 2025

200. Geburtstag – Das große Jubiläumsjahr von Johann Strauss

©House of Strauss Picturedesk.com

Das Jahr 2025 steht ganz im Zeichen des Walzerkönigs Johann Strauss (Sohn). Gefeiert wird der 200. Geburtstag des „Donauwalzer“-Komponisten aus der legendären Strauss-Dynastie. Im Interview erzählt Ur-Großneffe Eduard Strauss, warum er sich für die authentische Wiedergabe der Musik seiner Familie einsetzt.

Rund 500 Walzer, darunter der Donauwalzer „An der schönen blauen Donau“, eine Oper, 15 Operetten, ein Ballett sowie Polkas, Märsche und Quadrillen – das Werk von Johann Strauss (Sohn), dessen 200. Geburtstag heuer gefeiert wird, ist umfangreich. Untrennbar mit dem „Walzerkönig“ verbunden sind die anderen Musiker der legendären Strauss-Dynastie, die Österreichs Image als ­Musik-Metropole zementierten. Der vorerst letzte Musiker war Kapellmeister Eduard Strauss II., sein Sohn, der renommierte Jurist und frühere Senatspräsident am Oberlandes­gericht Wien, Eduard Strauss, bewahrt das große Erbe. Wir haben den Ur-Großneffen des Walzer­königs Johann Strauss (Sohn) zum Interview gebeten.

vormagazin: Der Donauwalzer ist weltweit eines der populärsten Werke der klassischen Musik und Fixbestandteil jedes Balls sowie des Neujahrskonzerts. Was macht die unglaubliche Faszination aus?

Eduard Strauss: Der Walzer „An der schönen blauen Donau“ ist musikalisch genial und geht zu Herzen.

Wie hat sich der Walzer in den vergangenen Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten verändert?

Der Donauwalzer wurde ursprünglich als Chorwalzer mit sarkastisch-satirisch gemeintem Titel und genialem, zeitkritischen Text auf die Verhältnisse in Wien der Jahre 1866/67 entwickelt. Im Laufe der Zeit wurde vergessen, dass es in diesem Walzer nur in der Einleitung um die Donau, dann aber in den fünf Strophen um dawws Leben der Menschen mit ihren Sorgen und Nöten in Wien geht. Die Donau wurde erst 1889 mit dem romantisch-deutschtümelnden Text von Franz von Gernerth in den Mittelpunkt gestellt. Damit ging aber die hintergründige Bissigkeit in der Musik verloren, auch in der rein instrumentalen Version.

Eduard Strauss hält das Erbe seiner prominenten Vorfahren hoch. Der Jurist ist der Ururenkel von Johann Strauss (Vater). Johann Strauss (Sohn) war sein Ur-Großonkel. – ©Paul Bauer
Eduard Strauss hält das Erbe seiner prominenten Vorfahren hoch. Der Jurist ist der Ururenkel von Johann Strauss (Vater). Johann Strauss (Sohn) war sein Ur-Großonkel. – ©Paul Bauer

Sie sprechen sich vehement für die authentische Interpretation der Strauss-Werke aus. Was war die Intention von Johann Strauss (Sohn)?

Dem Schöpfer-Trio Rudolf Weinwurm (Chorleiter des Wiener Männergesang-Vereins), Josef Weyl (Textdichter) und Johann Strauss (Sohn) ging es um sarkastisch-satirische Unterhaltung des Publikums bei der Liedertafel des Vereins am 15. Februar 1867. In heutigen instrumentalen Aufführungen hört man leider nicht mehr das Sarkastisch-Ironische in der Musik! So wird zum Beispiel der erste Dreiklang des ersten Walzers (d-fis-a) viel zu schwel­gerisch ­getragen und leider nicht mehr richtig als durchkomponierter Auftakt zu den folgenden Takten ­gespielt. Es gibt noch andere Beispiele, wie sich der Walzer heutzutage von der ursprünglichen ­Intention entfernt.

2025 steht unter dem Motto „Strauss Jahr“. Was sind Ihres ­Erachtens die Highlights?

Ich war in die Programmierung des Strauss-Jahres 2025 nicht eingebunden und bin schon sehr gespannt. Ich freue mich auf die Annäherungen an die 15 Operetten von Johann Strauss (Sohn), weil ja heutzutage leider meist nur mehr die „Fledermaus“ gespielt wird.

War der prominente Name Strauss für Sie je eine Bürde?

In meinem beruflichen Leben spielte die Abstammung überhaupt keine Rolle. Ich empfinde sie als Verpflichtung, etwas für die historisch informierte authentische Wiedergabe der Musik meiner Familie zu tun.

Sie engagieren sich intensiv für das Familienandenken und fordern seriöse Forschungsarbeit, etwa als Obmann des Wiener Instituts für Strauss-Forschung. Was ist Ihnen diesbezüglich besonders wichtig?

Der entkitschte Umgang mit meiner Familie und ihrer Musik und die Bekämpfung anscheinend unausrottbarer „Fakes“ in der Familiengeschichte und in der Interpretation der Musik.

Wie beurteilen Sie die Leistung der Strauss-Dynastie für die klassische Musik und für ­Österreich?

Meine Familie brachte den Walzer in die klassische Musik herein und schuf Identifikationsmusik für Wien und ganz Österreich.

Welches ist Ihr Lieblingswerk aus dem enormen Schaffen der Strauss-Dynastie?

Der Kaiserwalzer op. 437 von ­Johann Strauss (Sohn). Ich habe eine Audio-Aufnahme einer Probe dieses Werks unter der Leitung meines ­Vaters Eduard Strauss II. mit dem ­Tokyo Symphony Orchestra ab Walzer zwei aus dem Jahr 1967. Da höre ich die vertraute Stimme meines Vaters: Er spricht, lacht, singt und musiziert! So begleitet er mich mit diesem Walzer mein Leben lang.


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