Bild: ©Leonie von Kleist
Bei „Eine Stadt. Ein Buch.“ ist heuer die deutsche Autorin und Buchbotschafterin Elke Heidenreich zu Gast – mit ihrem Weltbestseller „Nero Corleone“ über einen italienischen Kater.
Wenn Elke Heidenreich einen Roman bespricht, wird er zum Bestseller. Als Mitdiskutantin im „Literarischen Quartett“ und später in ihrer eigenen Sendung „Lesen!“ verhalf sie vielen Autorinnen und Autoren zum Durchbruch, aktuell bespricht sie für den „Spiegel“ Neuerscheinungen. Doch seit den 90er Jahren schreibt sie auch selbst höchst erfolgreich Kurzgeschichten und Sachbücher. Und 1995 gelang ihr mit ihrer Geschichte über einen aus Italien nach Deutschland mitgenommenen schwarzen Kater ein Megaseller. Mehr als 1,5 Millionen Exemplare wurden von „Nero Corleone“ weltweit verkauft, das Buch erschien in 28 Sprachen und begeistert sowohl Kinder als auch Erwachsene. „Ich reise gerne und überall, wo ich hinkomme, finde ich eine ‚Nero‘-Ausgabe“, erzählt die in Köln lebende Autorin beim Interview. Für „Eine Stadt. Ein Buch.“ wird Elke Heidenreich im November nach Wien kommen, das heurige Aktionsbuch wird auch die Fortsetzung der entzückenden Katzengeschichte „Nero Corleone kehrt zurück“ enthalten.
vormagazin: Welche Bedeutung hat „Nero Corleone“ in Ihrem Leben?
Elke Heidenreich: Den Nero gab es ja tatsächlich in meinem Leben. Ich bin seit vielen Jahren mit dem früheren Hanser-Verleger Michael Krüger befreundet und der erweiterte damals Hanser gerade um das Kinderbuchsegment. Er besuchte mich zu Hause und sagte, du kannst doch einmal ein Kinderbuch schreiben, aber ich verneinte: „Ich kann kein Kinderbuch schreiben, das habe ich noch nie gemacht.“
Wir aßen Grünkohl – ich bin eine berühmte Grünkohlköchin. Da liegt aber immer eine Mettwurst auf dem Grünkohl drauf. Mein Nero war ein sehr großer Kater – wenn der sich am Tisch hochstellte und seine Teleskop-Pfote ausfuhr, konnte er bis auf den Teller langen. Michael Krüger saß neben mir in einem weißen Hemd, Nero kam und zog die Wurst vom Grünkohl herunter und Krügers weißes Hemd war voll mit Grünkohl bespritzt. Krüger lachte und sagte: „Über den musst du schreiben.“
Und das habe ich dann gemacht. Ich schrieb, wie ich ein kleines süßes Kätzchen aus Italien mitgenommen habe und aus ihm ein riesiger Kater wurde, der die ganze Nachbarschaft terrorisiert hat – alle liebten ihn und alle fürchteten ihn. Er war wirklich ein gewaltiger Kerl.
Es ist aber auch eine Geschichte über Identität und Heimat, denn wo fühlt sich Nero zu Hause?
Letztlich in Italien, er wird der Chef in Deutschland, aber er träumt von den Blättern der Olivenbäume, er träumt von Italien und ist eines Tages wieder weg.
Es ist sicher kein klassisches Kinderbuch, es ist ja in Erwachsenensprache erzählt …
Ich habe das Buch oft vor Kindern gelesen und oft vor Erwachsenen und ich habe sie beide erreicht. Die Kinder picken sich die Katzengeschichte raus und die Eltern begreifen, dass es eine Liebesgeschichte ist. Der schönste Preis, den ich je bekommen habe, war der Preis der Großeltern, die dieses Buch ihren Enkeln am liebsten vorlesen – diesen Preis gibt es in Frankreich. Und das kann ich auch sagen: Der Nero hat mir ein völlig sorgenfreies Leben beschert. Das war ein solcher Erfolg, dass ich mir davon ein Haus gekauft habe und eigentlich nie mehr hätte arbeiten müssen. Ich verdanke diesem Kater, den ich am Wegrand aufgelesen habe, wirklich viel.
Leider hatte der echte Nero einen Gehirntumor und ist mit acht Jahren gestorben. Damals hatte ich mir mein erstes richtig teures Abendkleid gekauft – von Ungaro. Und ich habe ihn in diesem Kleid, das ich nie anhatte, eingewickelt – und ihn in einer italienischen Weinkiste mit seiner italienischen Erstausgabe und allen seinen Bällchen und Fresstöpfchen in der Laube im Garten begraben, wo ich das Buch über ihn geschrieben habe. Nie ist mir ein Kleid länger und inniger in Erinnerung geblieben als dieses.
Eine STADT. Ein BUCH.
Nero ist ein schwarzer Kater mit einer weißen Pfote, der von einem deutschen Paar von einem Bauernhof in Italien zusammen mit seiner Katzenfreundin Rosa nach Deutschland mitgenommen wird, wo er bald schon der „Pate“ der hiesigen Katzengemeinde wird. Im heurigen Gratisbuch der Aktion „Eine Stadt. Ein Buch.“ gibt es auch die Fortsetzung „Nero Corleone kehrt zurück“ – beide Geschichten erstmals in einem Buch vereint. Quint Buchholz hat die Erzählungen über eine ganz besondere Katze mit wunderbaren Bildern versehen. „Eine Stadt. Ein Buch.“ startet am 22. November. 100.000 Exemplare von „Nero Corleone“ werden in Buchhandlungen, Büchereien, Volkshochschulen und bei Partnern der Aktion wie Hauptsponsor Wien Energie abgegeben.
Erstmals gibt es bei „Eine STADT. Ein BUCH.“ zwei Geschichten in einem Band – wunderbar illustriert von Quint Buchholz und mit einem Nachwort von André Heller.