Ein Leben auf dem Lande, Gemüse pflanzen und verkaufen, ein ideales Umfeld für die gerade geborenen Zwillinge Sonny und Max – das erschien Tess und Richard das ideale Dasein. Doch im Süden Englands stört gar vieles das Idyll. Tess, deren Mutter aus Jamaika stammt, wenngleich sie in London aufgewachsen ist und sich als Großstädterin fühlt, ist die einzige Schwarze im Dorf, in dem die Familie von Max tief verwurzelt ist. Und dass die Söhne Zwillinge sind, ziehen manche in Zweifel, denn Sonny ist schwarz, Max weiß.
Fiona Williams lässt alle vier Familienmitglieder erzählen, wenngleich Richard nicht in der auktorialen Form. Und sie verwendet eine blumige Sprache, ergeht sich in Naturschilderungen, die freilich nur den Hintergrund für eine wenig idyllische Geschichte bilden. Denn Sonny ist im Fluss ums Leben gekommen, wobei die Tragödie nur indirekt aufscheint, denn der Ertrunkene spricht weiter und sein Bruder hält auch Zwiesprache mit ihm. Richard kapselt sich vollkommen in sein Gewächshäusern ab und trinkt zu viel während Tess ihre Heimatlosigkeit immer mehr spürt. Ihre Mutter will ihren Lebensabend in Jamaika verbringen, die Schwester rät ihr, Richard zu verlassen.
Die Autorin ist in Südlondon aufgewachsen, hat eine Farm in Australien betrieben, in Singapur gewohnt und lebt mittlerweile mit ihrer Familie in den Somerset Levels, einem Feuchtgebiet im Südwesten Englands. Es gelingt ihr in „Jahreszeiten“ ganz gut, die Stimmungen im Landhaus der Familie zu schildern. Ein bisschen mehr Klarheit hätte dem Werk aber gut getan.
Fiona Williams: Jahreszeiten
Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch
S. Fischer
350 Seiten
€ 24,00