Ein Zwischenfall auf NATO-Gebiet in Europa lässt Schlimmes befürchten – wird gar mit Atomwaffen geantwortet? In Zürich läuten für den wenig erfolgreichen Drehbuchautor Ben Oppenheim die Alarmglocken. Auch seine von ihm kürzlich getrennte Frau Marina macht sich Sorgen und so bucht sie für Ben und die zwei Kinder Moritz und Rosa einen Flug nach Brasilien. Obwohl Ben längst eine andere Freundin – die erfolgreiche Künstlerin Julia – hat. Der Hintergrund: Jüdische Familien sind aufgrund der Lehren aus der Geschichte stets fluchtbereit. Werden Ben und Marina in Recife wieder ein Paar?
Micha Lewinsky ist eigentlich Filmregisseur, „Sobald wir angekommen sind“ ist sein erster Roman. Und er packt nicht wenig in die Story: Jüdische Selbstzweifel, Ehekrise, Kindererziehung, neue Liebe. Aus der Sicht von Ben erzählend bleibt er dabei aber immer auf der humorvollen Seite und scheut sich nicht, seinen Protagonisten blöde aussehen zu lassen. Ben weiß ja selbst, dass er einiges vergeigt hat. Sein Drehbuch über Stefan Zweig in Brasilien wird von seiner Produzentin abgelehnt, Neues fällt ihm nicht ein. Zwischen Frau und Geliebter kann er sich nicht entscheiden, wahrscheinlich bleibt er sowieso allein zurück. Wir folgen ihm auf seiner Flucht ebenso wie bei seinen Selbsttäuschungen. Stilistisch ist der Roman sicher nicht der Hammer, aber mit seinen vielen Reflexionen über das Judentum, Männer in der Krise oder grundsätzlich die Situation unserer Welt ist das Buch mit Vergnügen zu lesen.
Micha Lewinsky: Sobald wir angekommen sind
Diogenes, 280 Seiten, € 26,50