Beitragsbild: © Bubu Dujmic
D-DAY FÜR DODERER MIT FRANZ SCHUH. Der Wiener Publizist diskutiert am 21. September bei einer Matinee im Theater in der Josefstadt.
Am 21. September 1925 wird Mary K. in Heimito von Doderers bekanntestem Roman „Die Strudlhofstiege“ von der Straßenbahn ein „sehr schönes“ Bein abgefahren. Genau 100 Jahre später feiert in seiner 5. Ausgabe der „D-Day für Doderer“ den Geburtstag in den Sträußelsälen des Theaters in der Josefstadt (Sonntag, 11 Uhr) dieses Schlüsselwerk der österreichischen Literatur. Franz Schuh wird mit wienlive-Herausgeber Helmut Schneider über Doderer sprechen, Martina Ebm liest ausgewählte Stellen aus dem Roman.
vormagazin: Herr Schuh, was interessiert Sie an Doderer?
Franz Schuh: Ich referiere schon lange im Hörfunk über das Glück (Magazin des Glücks, jeweils Ende des Monats auf Ö1). Das Glück korrespondiert ja mit dem Schicksal und das Schicksal ist bei Doderer sehr wichtig. Doderer war studierter Historiker. Und da stellt sich auch das Problem der Zeit. Ich möchte daher unbedingt sein Gedicht am Beginn des Romans zitieren, das so endet: „Viel ist hin- gesunken uns zur Trauer/und das Schöne zeigt die kleinste Dauer.“
Wann haben Sie zum ersten Mal die Strudlhofstiege gelesen? Als Gymnasiast. Wir hatten einen Lehrer, der uns in der Siebenten den Zauberberg beigebracht hat. Und nach dem Zauberberg wollte man entweder gleich abdanken vor jeder Literatur oder man begann da drin zu existieren. Ich habe außerdem immer einen merkwürdigen Hang zu Wien gehabt. Mir war der Wien-Kitsch natürlich fremd. Und die Wiener Operette. Aber das Wienerische war mir ein Anliegen.
Was schätzen Sie an Doderers Romanen? Er hatte extreme Stärken, die auch unter anderem darin bestehen, sich unterscheiden zu können, sowohl durch sein Vermögen als Künstler als auch durch eine Kraft, die man unglaublich spürt – schon allein daran, dass seine Bücher Wälzer sind. Und er hält dabei den Atem durch – etwas, das wir in der Form heute nicht mehr kennen, weil die Menschen durch Zersplittern – jetzt digital und analog – schon in sich zerstört geworden sind.
INFO UND KARTEN
josefstadt.org