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Montag, Oktober 13, 2025

Gallisches Waldbaden

BARBARA KAUDELKA UND DAS ZEITLOSE ZEN DES ZAUBERTRANKS. Im Oktober feiert Österreich nicht nur Halloween, sondern auch seinen Nationalfeiertag. Die Alpenrepublik ist weithin für ihre kulinarischen Köstlichkeiten bekannt, für Kunst und Kultur in der Landes-DNA und nicht zuletzt für ihre betörende Naturkulisse, in der sich der majestätische Adler neben einen weiteren Vertreter der heimischen Fauna einreiht: den Amtsschimmel. Passend zu Halloween, denn grauenerregend ist auch jenes Adjektiv, das manch Behördengang recht treffend beschreibt. Ausatmen – man muss das mit Humor nehmen, Stichwort: Passierschein A38.

Egal, wie genervt ich bin, denke ich an Asterix und Obelix, wie sie im römischen „Haus, das Verrückte macht“ von Schalter zu Schalter geschickt wurden, um den depperten Wisch der Präfektur zu erhalten, könnt ich mich zerkugeln. Hilft immer. Um mich von einer solchen Amts-Odyssee zu erholen, gönnte ich mir unlängst einen herbstlichen Waldspaziergang. Eingedenk der prächtigen Färbung des Laubes und der erfrischenden Luftkur, nivellierte sich mein Mütchen rasch von innerlich kochender Wildsau zu vergnügt-grunzendem Frischling. Apropos: Wie ich so den Weg im Naturpark Sparbach entlangschlenderte, kreuzte eine kleine Rotte Wildschweine – und plötzlich musste ich grinsen. Obelix wäre im siebenten Himmel.

Nicht falsch verstehen – Schweinchen kommen mir nicht auf den Teller, aber wenn ich Wildschweine sehe, muss ich automatisch an die Helden meiner Kindheit denken. Asterix und Obelix begleiten mich bis heute durchs Leben, ich habe alle Bände gelesen, jeden Film gesehen und Zitate aus den Abenteuern der beiden Comic-Gallier sind fixer Bestandteil meines Wortschatzes. Allein ihre Namen sind schon superbe: Sowohl Asterix als auch Obelix leiten sich von typografischen Druckzeichen ab: von „Asterisk“ (das * Sternchen auf der Tastatur) und „Obelisk“ (†). Beides sind Zeichen, die gemeinsam als Fußnoten verwendet werden; Obelix ist zudem ein Wortspiel mit dem griechischen „Obelisk“ (eine antike Steinsäule) und zielt auf seine rundliche Figur und die Hinkelsteine, die er herumschleppt, ab. Die Schöpfer von Asterix und Obelix – Goscinny und Uderzo – hatten ein Faible für historischen Wortwitz mit Köpfchen; sie schufen Figuren, die Geschichte für Generationen lebendiger gemacht haben als jeder Schulunterricht.

Und wie ich dort im Wald die Wildschweinderln anlächle und meine Ü40-Xennial-Nostalgie mit voller Wucht kickt, hör ich hinter mir die Stimme eines kleinen Buben, die mit unüberhörbarer Euphorie tönt: „Papa schauuu, die spinnen, die Römer!“ Ich drehe mich um – ein süßer, kleiner Knirps, keine sechs Jahre alt. An seiner Mini-Hand der Papa, in meinem Alter – unsere Blicke treffen sich. Ich nicke ihm bewundernd zu, er nickt stolz retour. Und damit ist alles klar: Die nächste Generation ist am Start – alles richtig gemacht, beim Teutates!

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