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Donnerstag, November 13, 2025

Klimt-Porträt könnte über 150 Millionen Dollar bei Sotheby’s erzielen

Beitragsbild: „Portrait of Elisabeth Lederer“ von Gustav Klimt wurde bis jetzt noch nie bei einer Auktion verkauft. Über Jahrzehnte hinweg befand sich das Werk im Besitz des Milliardärs Leonard A. Lauder. © Stinehour Photography/Sotheby’s

Ein Kunstwerk von weltweiter Strahlkraft

Ein selten gezeigtes Porträt Gustav Klimts rückt erneut ins internationale Rampenlicht – und könnte Kunstmarktgeschichte schreiben. Wie CNN berichtet, wird „Portrait of Elisabeth Lederer“ kommende Woche bei Sotheby’s versteigert. Der erwartete Preis: über 150 Millionen US-Dollar. Damit würde das Werk das bisherige Klimt-Auktionsrekordniveau deutlich übertreffen. (Quelle CNN, 11.11.2025, online)

Ein Bild mit bewegter Geschichte

Das monumentale, rund 1,80 Meter große Porträt zeigt Elisabeth Lederer, Tochter eines der einflussreichsten jüdischen Sammlerfamilien Wiens. Das Werk entstand 1916, zwei Jahre vor Klimts Tod, und ist geprägt von östlichen Ornamenten und einer ungewöhnlich kraftvollen Farbigkeit. Jahrzehntelang hing es im New Yorker Zuhause des verstorbenen Estée-Lauder-Erben Leonard A. Lauder, der das Gemälde 1985 kaufte und es nur selten öffentlich zeigte.

Das Porträt zeigt Elisabeth Lederer, die Tochter von Klimts wohlhabendsten Förderern, im Alter von 20 Jahren.

Die NS-Zeit hätte das Werk beinahe vernichtet: Die Sammlung der Familie Lederer wurde beschlagnahmt und nach Schloss Immendorf gebracht – jenem Ort, an dem 1945 zahlreiche Klimt-Werke verbrannten. Ausgerechnet die Familienporträts, darunter das der jungen Elisabeth, überstanden die letzten Kriegstage, weil sie damals nicht Teil einer Propaganda-Schau waren.

Ein Leben voller Brüche

Elisabeth Lederer war erst 20, als Klimt sie malte. Ihr späteres Leben war geprägt von Verlusten, Fluchtbewegungen im Umfeld, gesellschaftlichem Druck und dem Zerfall der Familie. Sie starb 1944 mit nur 50 Jahren in Wien – unter bis heute ungeklärten Umständen. Für Kunsthistoriker:innen ist das erhaltene Porträt daher auch ein seltenes Zeugnis weiblicher Biografien im Wien der Jahrhundertwende.

Die Sammlung Lauder im Fokus

Sotheby’s versteigert neben dem Porträt auch zwei Attersee-Landschaften Klimts aus Lauders Besitz, jeweils mit Schätzpreisen über 70 bzw. 80 Millionen Dollar. Insgesamt könnte der Gesamtwert der Sammlung über 400 Millionen Dollar erreichen.

Für Leonard A. Lauder war das Werk ein Herzensstück. Jahre lang hing es in seinem Esszimmer – laut seiner langjährigen Beraterin, der Kunsthistorikerin Emily Braun, „in unmittelbarer Nähe seines täglichen Lebens“. Erst 2017 wurde es für eine längere Ausstellung nach Kanada verliehen.

Ein spätes Meisterwerk

Klimts späte Schaffensphase, oft überschattet von seinen goldenen Ikonen, ist heute hoch geschätzt. In den letzten Jahren seines Lebens wurden seine Formen weicher, sein Farbauftrag lebendiger und seine Motive stärker vom ostasiatischen Kunsthandwerk inspiriert – ein Einfluss, der im Porträt Lederers deutlich sichtbar ist.

Der energische Blick der Porträtierten, die Anklänge chinesischer Drachenroben und die ornamentale Komposition machen das Bild zu einem der bedeutendsten späten Werke Klimts.

Carla Hoffmann
Carla Hoffmann
Redakteurin Vormagazin

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