In PULVER zelebrieren Clara Frühstück und Samuel Schaab eine Polyphonie des Zerfalls. Der Umgang mit dem Unerwünschten, dem Abfall, wird zum Ausgangspunkt eines Musiktheaters für Kunststoffreste, Elektronik, ein präpariertes Klavier und Textfragmente. © Joe Albrecht
Die MUSIKTHEATERTAGE WIEN widmen sich heuer vom 17. bis 27. September den subtilen Brüchen unserer sozialen sowie kulturellen Normen und rufen dazu auf, das Ungewohnte zu feiern.
Mit einem reichhaltigen Programm nehmen die MUSIKTHEATERTAGE WIEN das Publikum mit auf eine abwechslungsreiche Klangreise und entführen es dabei in das Odeon Theater, das Theater am Werk, den Reaktor, in die Zacherlfabrik, das WUK, das WEST/alte WU Wien, das MuTh sowie in den Gedenkwald Aspern. Zu sehen und hören gibt es sechs Uraufführungen, zwei Österreich-Premieren sowie eine Wien-Premiere.
AUFRUHR. Zur Eröffnung erschafft das renommierte Ictus Ensemble aus Belgien mit THE RISE eine neue Welt: Der junge gehörlose Performer Ruben Gbrands führt das Publikum durch den Schlund des Vulkans Averno, den Ort des Übergangs zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten. Die Berliner Musiktheater-Gruppe glanz&krawall versetzt Wien mit ihrer Radauexpertise in höllische Aufruhr: In STADT DER TEUFEL prallen Suppès Operette und Bulgakows Gesellschaftssatire aufeinander. Pianist Marino Formenti und die Kompanie errortheater laden in LET ME PLAY THE LION TOO zur Séance und beschwören in einer musiktheatralen Zeremonie den Geist des legendären Starpianisten Liberace. SPLICE verschweißt zwei Performances über das „Ich“: NOCTURNES von Thomas Cornelius Desi ist inspiriert von der Idee einer multiplen Persönlichkeit. Die Sopranistin Manami Okazaki interpretiert dabei zwölf verschiedene Personen. Im zweiten Teil des Abends, ELEKTRONISCHE ARCHETYPEN, werden die von C.G. Jung entwickelten Archetypen in der Performance von Gilbert Handler als elektroakustische Allegorien mit einem Lautsprecherochester hörbar.

Was passiert, wenn die Analyse selbst zur Kunst wird? In BEING KARL DIETER verwandelt Thomas Wally gemeinsam mit Studio Dan die musikalische Werkschau in ein musiktheatrales Kopfkino.
In STADT DER TEUFEL prallen Suppès Operette und Bulgakows Gesellschaftssatire aufeinander. glanz&krawall schicken Satan Voland, Margarita und eine Schar diabolischer Figuren durch Ballsaal, Stadtfest und Theaterraum.


SPLICE verschweißt zwei Performances über das „Ich“.
In THE RISE führt der junge gehörlose Performer Ruben Grandits das Publikum durch den Schlund des Vulkans Averno, den Ort des Übergangs zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten.


Musikalisch und choreografisch erschließt DICHTES HOLZ ein Gelände zwischen Lichtung, Wald, Teich und Wiese, durchzogen von historischen Schichten und alltäglichen Bewegungen.
FLUCHTRAUM. In der ehemaligen WU Wien setzt THE RESILIENCE OF SISYPHOS auf ein interaktives, immersives und gamifiziertes Musiktheater-Format, das Elemente aus Performance, Installation und (Musik-)Theater mit einer Escape-the-Room-Experience vereint. In BEING KARL DIETER verwandelt Thomas Wally mit Studio Dan die musikalische Werkschau in ein musiktheatrales Kopfkino, das Wahrnehmung, Reflexion und Fiktion unaufhaltsam ineinander überführt. VENUS IM PELZ ist eine Erkundung des berüchtigten Skandalmorals von Leopold Sacher-Masoch. Eine Rauminstallation des Architektenduos RUST verwandelt den einstigen Tanzsaal „Etablissement Gschwandner“ (heute „Reaktor“) in ein begehbares Labyrinth lustvoller Fantasien. In PULVER zelebrieren Clara Frühstück und Samuel Schaab eine Polyphonie des Zerfalls: Eine Pianistin und ein Performer treffen in einem wandelbaren Bühnenraum aufeinander, der Dinge zum Verschwinden bringt, zerkleinert und auflöst. Erinnerungen verschwinden nicht einfach. Im Gedenkwald Aspern, am östlichen Rand der Seestadt, erinnern 65.000 Bäume an ebenso viele ermordete jüdische Wienerinnen in der NS-Zeit. Musikalisch und choreografisch erschließt DICHTES HOLZ ein Gelände zwischen Wald, Lichtung, Teich und Wiese, durchzogen von historischen Schichten und alltäglichen Bewegungen.
AUSTAUSCH. Der Projektraum des WUK wird während des Festivals zum Treffpunkt für Künstlerinnen, Publikum und das Festival-Team: ein Ort des Austauschs in entspannter Atmosphäre. Ob gemeinsames Frühstücken nach morgendlicher Wellness, Arbeiten im Co-Working-Space, neugierig machendes Vermittlungsprogramm bis hin zu Late-Night-Konzertsessions des CLUB MOSAIK.
INFO
17. bis 27. 9.
mttw.at