Damon Galgut: „Das Versprechen“. Ein Politischer Familienroman aus Südafrika.
Am Beginn des Romans herrscht noch Apartheit in Südafrika, am Ende tritt gerade der wegen massiver Korruptionsvorwürfe beschädigte Präsident Jacob Zuma, wir sind also im Jahr 2018, zurück. Erzählt wird der Abstieg der weißen Familie Swart. Aber wie ein roter Faden zieht sich das titelgebende Versprechen, das die im Sterben liegende krebskranke Mutter ihrer schwarzen Dienerin Salome gegeben hat, nämlich das windschiefe Haus am Rand der Farm nahe Pretoria, in der Salomes Familie lebt, ihr zu schenken. Im Apartheitsregime ist das gesetzlich noch nicht einmal möglich, aber nacheinander brechen der Vater und die Kinder dieses Versprechen. Erst am Schluss des Romans, als die greise Salome bereits in ihr Heimatdorf zurückziehen will, wird es von der jüngsten Tochter Amor eingelöst. Da steht das Gut allerdings bereits vor der Zwangsversteigerung und niemand weiß, ob nicht Gebietsansprüche von den Besitzern vor der Familie Swart zu erwarten sind.
Damon Galgut konnte mit „Das Versprechen“ den Booker-Preis gewinnen und wie zumeist bei dieser höchsten Auszeichnung für ein englischsprachiges Werk, kann man sich auf diese Jury verlassen. Galgut verwebt meisterhaft die südafrikanische Historie mit der Familiengeschichte der Swarts. Ohne jemals geschwätzig zu werden, schafft er es, Stimmungen und Personen treffend zu beschreiben. Der Roman ist auch klug gegliedert, denn in jedem der vier Kapiteln gibt es ein Begräbnis. Erst stirbt Ma an Krebs, dann kommt Pa bei einem strohdummen Versuch, zugunsten seiner geliebten Kirchengemeinde einen Weltrekord zu brechen, ums Leben. Als Miteigentümer einer Reptilienfarm wird er von einer Kobra, in deren Gehege er Tage ausharren wollte, gebissen. Tochter Astrid, gut verheiratet aber gelangweilt, wird bei einem Raubüberfall ermordet und der älteste der Geschwister, Anton, der einst gegen den Vater und den Staat, der ihm als Soldat zumutete, auf schwarze Demonstranten zu schießen, rebellierte, jagt sich – zum Alkoholiker geworden – eine Kugel in den Kopf. Einzig Amor führt ein selbstbestimmtes, wenngleich sehr karges Leben als Krankenschwester in einer Aids-Station. Sie, die auf alle Einkünfte aus ihrem Erbe verzichtet, erinnert jedes Familienmitglied immer wieder an das Salome gegebene Versprechen. Neben den Familienmitgliedern lässt Galgut aber auch geldgierige Geistliche ebenso auftreten wie Obdachlose oder einen spirituell erleuchteten Yogalehrer. Der Autor weiß zweifelsohne auch seine Leser zu unterhalten. Eines der besten Romane der Saison!
Damon Galgut: „Das Versprechen“
Aus dem südafrikanischen Englisch von Thomas Mohr
Luchterhand
ISBN: 978-3-630-87707-5
368 Seiten
€ 24,70