Ich scheine, also bin ich – der Hochstaplerroman „Mindset“ von Sebastian Hotz.
Dass jetzt ausgerechnet ein Social-Media-Star wie Sebastian Hotz, der als El Hotzo auf Twitter und Instagram als Satiriker mehr als 1 Million Follower hat, einen Roman über einen jungen Mann, der sich im Netz mit teuren Uhren und Autos als reicher Anleger präsentiert, schreibt, erscheint schlüssig. Schließlich hat Hotz sicher Erfahrungen als digitale Berühmtheit. Doch ein Typ wie Maximilian Krach, der aus der deutschen Provinz kommend das Studium hinschmeißt – schließlich haben das alle Erfolgreichen wie Steve Jobs oder Elan Musk gemeinsam –, um gleich an das große Geld zu kommen, macht leider noch keinen Roman. Auch wenn seine Inszenierung als Big Spender, während er in Wirklichkeit als Pizzabote arbeitet, durchaus amüsant zu lesen ist. Und so hat Hotz seinem Protagonisten eine Figur gegenübergestellt, die dessen Consulting-Geschwafel von den belämmerten Schafen und den erfolgreichen Wölfen auf den Leim geht. Mirko ist IT-Mann in einer ebenso faden wie soliden Firma und langweilt sich nicht nur im Job zu Tode. Maximilians „Mindset“ kommt ihm da gerade recht.
Mirko reibt sich freilich mitten in seiner größenwahnsinnigen Winner-Blase immer wieder am Alltag in einer deutschen Kleinstadt – Schützenfest inklusive. Das ist witzig beschrieben, „Mindset“ eignet sich bestens als leichte Strandlektüre. Richtig böse und scharf pointiert wird Hotz – im Gegensatz etwa zu Kollegen wie Heinz Strunk freilich nicht. Dem Buch fehlen mit Sicherheit weitere interessante Protagonisten – die Rezeptionistin Jasmin bleibt etwa zu blass beschrieben. Markos Arbeitskollegin Angela ebenso.
Trotzdem – ein Roman mit einigen originellen Wendungen und immer wieder aufblitzendem Humor. Warum sich Hotz freilich den kleinen Würstchen widmet und nicht den wirklich großen Playern im Consulting-Geschäft, wo sich bestimmt viel tiefere Abgründe auftun, ist freilich rätselhaft.
Sebastian Hotz: Mindset
Kiepenheuer & Witsch
288 Seiten
€ 24,50