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Sonntag, September 24, 2023

Interview mit Andreas Vitásek und Otto Jaus

Andreas Vitásek und Otto Jaus: Die beiden Preisträger des heurigen Kabarettpreises zeigen nicht nur altersmäßig die große Bandbreite der Kleinkunst in Österreich.

Generationentreffen beim Österreichischen Kabarettpreis. Andreas Vitásek (58) gewinnt den Hauptpreis, Otto Jaus (31) gewinnt den Förderpreis.

VORmagazin: Freut ihr euch über den Preis?

Vitásek: Wahnsinnig. Komm, jetzt du…

Jaus: Wahnsinnig (beide lachen). Natürlich freue ich mich wahnsinnig. Ich bin dankbar. Ich habe ja erst im Jänner Premiere gehabt mit meinem ersten Solo-Programm und hätte nie, nie gedacht, dass das so starten wird. Eigentlich hab ich geglaubt, dass ich jetzt einmal jahrelang vor 30 Leuten spielen werde.

Vitásek: Ja, ja, ihr Jungen. Ich habe jahrelang vor 30 Leuten gespielt, damals im Amerlinghaus.

VORmagazin: Wann hast du mit Kabarett begonnen, Andi?

Vitásek: 1981 in der Volkshochschule Margareten.

Jaus: Da war ich noch gar nicht auf der Welt! Da war ich minus zwei Jahre alt.

VORmagazin: Wie gewinnt man Preise?

Vitásek: Naja, es gibt Jurys. Die setzen sich zusammen und dann gibt es Publikumspreise und dann gibt es geschobene Preise, das wissen wir ja auch.

VORmagazin: Ja, aber es gibt ja Menschen, die gewinnen Preise. Meryl Streep zum Beispiel, und solche, die gewinnen nie etwas – Leonardo DiCaprio etwa …

Vitásek: Ich bin ja ein DiCaprio-Typ, was die Romy betrifft. Ich bin der meistnominierte und hab die Romy noch nie gewonnen. Peter O’Toole und ich. Er war achtmal für den Oscar nominiert und ich siebenmal für die Romy.

VORmagazin: Wie hat sich das Kabarett in den letzten Jahrzehnten verändert?

Jaus: Ich glaube, dass es schneller geworden ist.

Vitásek: Wahrscheinlich haben sich die Sehgewohnheiten durchs Fernsehen verändert. Ich trete ja in meinem neuen Programm auch absichtlich auf die Bremse, um der Beschleunigung etwas entgegenzusetzen.

VORmagazin: Dein Programm ist aber schon schnell, Otto …

Jaus: Ich will ja auch, dass die Leute sich nicht zurücklehnen können. Das soll schnell sein. Die sollen rausgehen und sagen, dass es ihnen gefallen hat, und wenn sie gefragt werden, was genau war, dann sollen sie einfach sagen: Das musst du dir anschauen.

VORmagazin: Wie wird man Kabarettist?

Jaus: Ich war bei den Sängerknaben und war schon nachher in der Schule der, der immer blöde Schmähs gerissen hat. Ich habe dann relativ bald gewusst, dass ich nicht nur Theater machen will. Im Kabarett habe ich die Freiheit zu tun, was ich tun will. Ich sehe mich aber nicht als „reinen“ Kabarettisten. Ich habe ja auch viel Musik in meinem Programm.

Vitásek: Man ergreift ja nicht den Beruf des Kabarettisten, man wird davon ergriffen. Am Anfang habe ich Pantomime gemacht. Aber es ist nach und nach das Wort dazugekommen, weil die Mimik allein schon sehr begrenzt ist.

VORmagazin: Habt ihr Vorbilder?

Jaus: Andreas Vitásek.

Vitásek: Das hat er jetzt sagen müssen.

Jaus: Nein, wirklich. Andreas Vitásek. Und natürlich Michael Niavarani, ein ganz großes Vorbild und auch mein Mentor. Von ihm habe ich unglaublich viel gelernt. Josef Hader. Oder Hermann van Veen.

Vitásek: Ich hatte nie Vorbilder in dem Sinn, dass ich so werden wollte wie sie. Aber mich hat Eigenständigkeit immer beeindruckt. Zum Beispiel Otto Grünmandl, für Qualtinger war ich leider zu jung. Woody Allen habe ich als Künstler immer sehr interessant gefunden.

VORmagazin: Wird es eigentlich leichter, Programme zu schreiben, wenn man schon so viele wie du gemacht hat, Andi?

Vitásek: Nein, im Gegenteil.

Jaus: (verzweifelt) Warum??

Vitásek: Es wird schwieriger, weil man immer selbstkritischer wird. Man zweifelt auch immer mehr. Ich würde mich nicht mehr trauen, mit meinen ersten Programmen auf die Bühne zu gehen. Wenn man jung ist, tut man sich leichter, weil man einfach so irgendwelche Behauptungen aufstellt.

VORmagazin: Welche Zukunftspläne habt ihr?

Jaus: Ich wandere aus. Ich werde mein Programm ins Englische übersetzen und gehe nach Schottland zum Fringe Festival. Ansonsten würde ich gerne ein Bandprojekt machen. 50er-, 60er- Jahre-Boogie und so. Ich will die Musik – böse ausgedrückt – ein bisserl verarschen. Ich will ein Klavier anzünden. Ich habe einfach hunderttausend Ideen im Kopf.

Vitásek: Ich weiß, was ich nicht machen werde: Musik. Das klingt nämlich grauenhaft. So viel kann ich verraten: Ich mache keinen Liederabend. Im Ernst: Jetzt spiele ich mein Programm noch weiter, österreichweit und in Deutschland, in Belgien in Brüssel, Portugal vielleicht. Und ich hab schon ein paar Ordner angelegt für ein neues Programm. Ich will aber in Zukunft zumindest genauso viel freie Zeit haben wie Arbeitszeit. Ich will mir meine Kräfte besser einteilen und weniger machen, das aber konzentrierter.

 

 

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