Bild: ©Anna Stöcher
Blankvers, Rap und Live-Tuba, Iphigenie in einem Bordell und Thoas als ihr Zuhälter: Angelika Messner bürstet Iphigenie im Wiener TAG kräftig gegen den Strich. Sie verlegt die klassische Handlung ins Menschenhandelmilieu und hinterfragt traditionelle Vorstellungen von Weiblichkeit.
Handlung
„Bin ich noch immer das Objekt, das Opfer, das vom Vater an den Bestbieter verkauft wurde? Ich scheiß auf euch!“
Opferbereitschaft, Sanftmut, Duldsamkeit, Vermittlungsfähigkeit: Mit diesen vor Klischee triefenden Zuordnungen von Weiblichkeit sind Mädchen und Frauen auch heute noch konfrontiert. In der Atridentochter Iphigenie finden diese Stereotype ihre mythologische Verdichtung – vielfach behandelt von meist männlichen Autoren wie Euripides und Goethe. Schon deshalb ist die Figur im Zusammenhang mit aktuellen Diskussionen über Geschlechterrollen, Genderaspekte und Gleichstellung hochmodern.
Angelika Messner überprüft mit ihrer Neufassung die moralisch so anspruchsvolle Rollenzuweisung der Iphigenie, die frau in innere Nöte bringt. Sie verlegt die klassische Handlung ins Rotlichtmilieu. Iphigenie wurde als Mädchen von ihrem Vater verkauft und landete in einem Bordell. Dort hat sie sich nach zwanzig Jahren zu einer „Mutter Theresa der Nutten“ hochgearbeitet. Ihr Zuhälter Thoas, Chef einer mafiösen Organisation, macht ihr einen Heiratsantrag, den sie ablehnt. Das verletzt ihn in seinem männlichen Stolz. Zur Strafe gibt er ihr den Befehl, zwei Fremde aus ihrer Heimat, die seine Männer aufgegriffen haben, zu töten …
INFO
Ab 30. 11. 22
Gumpendorfer Straße 67, 1060 Wien
dastag.at