Zu Beginn der 1970er Jahre begegnete die Photokünstlerin Christine de Grancy, ehemalige Graphikerin und Art-Direktorin in international agierenden Werbeagenturen, erstmals André Heller. Es entstanden eine Freundschaft fürs Leben, künstlerische Zusammenarbeiten und neue Begegnungen. Jene mit Erika Pluhar führte de Grancy 1979 auch auf die Bühnen des Burgtheaters.
„Während den Proben zu meiner Sommergäste-Inszenierung erzählte mir Christine von ihrer Passion, Wien von den Dächern aus zu erkunden und wie schwierig es sei, auf jene zu gelangen. In einer der Pausen lud ich sie aufs Dach des Burgtheaters, wo sie mir die nähere Bekanntschaft mit Boreas vermittelte. In der Folgezeit begab sie sich auf Entdeckungsreise über die Dächer Wiens und öffnete auch mir nach und nach die Augen für diese seltsame und fremde Welt. Sie erzählt von den Machtspielen, die die Ohnmächtigen da oben stellvertretend für uns spielen und befreite die Figuren von ihrem jahrhundertealten Ballast, nahm ihnen behutsam ihre imperialen Masken ab und erlöste uns von dem Zwang, ihre alten furchtbaren Geschichten an die Gegenwart heranzuerklären.“ erzählt Achim Benning. Für ihre photographischen Erzählungen bestieg sie nicht nur die Dächer Wiens, sondern bereiste mehrmals Griechenland, Russland, Japan, die USA, Algerien, Westsahara, Portugal, China, Tibet, Pakistan, Türkei, Georgien, Niger und Mali. Aus Begegnungen entstanden Freundschaften und künstlerische Projekte, daraus entstanden wiederum neue Freundschaften, neue künstlerische Projekte – die Bildergeschichten und Menschenbilder der Christine de Grancy, die in Ausstellungen in Europa, Russland, dem Nahen und Fernen Osten sowie den USA zu sehen waren. Christine de Grancy: „Die Photographie erzählt unerbittlich von der Vergänglichkeit des Seins.“
Christine de Grancy arbeitete auf der halben Welt. 1942 in Brünn (Tschechoslowakei) geboren, wurde sie in Graz zur Keramikerin und Graphikerin ausgebildet. Seit 1963 lebt sie in Wien und war dort über Jahre als Graphikerin und Art-Direktorin in Werbeagenturen tätig. Zunehmend mehr gaben Reisen Anstöße für photographische Erzählungen.
„Christine ist eine Augnerin, ob ihrer Wahrnehmungsfähigkeit, ihrer Genauigkeit und ihrer kostbaren Art des Schauens.“ – André Heller.
Jetzt ist ein wunderbarer Bildband mit Texten u.a. von André Heller, Achim Benning, Michael Köhlmeier, György Dalos, Wolfgang Maderthaner und Cornelia Travnicek erschienen.
Über der Welt und den Zeiten von Christine de Grancy
224 Seiten
€ 45,–