Die einen wohnen in einem schiefen Gemeindebau-Hochhaus, die anderen haben viel Geld angezahlt, um rundherum in einem futuristischen Wabenbau unterzukommen. Das Stadtentwicklungsgebiet, in dem beides angesiedelt ist, trägt den verstörenden Namen Nullzone. Beim Wohnen offenbaren sich auch heute noch die sozialen Klassen.

Die Wiener Autorin Isabella Straub bringt eine Hausmeisterin mit Medikamentenproblem, einen Paketzusteller, der Unternehmer – Drohnenzusteller – werden will, und einen Zukunftsforscher, der Dauergast in einer Startup-Castingshow ist, zusammen. Abwechselnd nehmen wir als Leser an ihren Sorgen teil. Dramatik bekommt die Geschichte, weil das Hochhaus umzufallen droht – eine Sanierung würde jedes Budget sprengen, aber die Bewohner desselben gehen natürlich trotzdem für ihre lieb gewordene Einöde auf die Straße.
Die drei Hauptpersonen haben natürlich alle ihre Macken. Zukunftsforscher Gabor will eigentlich gar nicht in seine Wabe umziehen. Er wurde bloß von seiner Frau in das Projekt genötigt. Außerdem hat er den Verdacht, an einer schweren Krankheit zu leiden. Paketzusteller Rachid leidet unter der Trennung von seiner Freundin, gefällt sich im Macho-Boss-Gehabe und hat leider wenig im Kopf, während die Hausbesorgerin Elfi noch immer hofft, ihr verschwundener Sohn würde zurückkommen. Rührend kümmert sie sich aber um eine halb-demente Nachbarin. Am Ende kommen alle aus verschiedenen Motiven auf dem Dach des Hochhauses zum Showdown zusammen, wo Rachid Gabor beweisen will, dass seine Drohne einsatzfähig ist.
Isabella Straub ist ein unterhaltsamer Roman über das Zusammenleben in einer Großstadt gelungen, ihr Personal ist interessant. Man ahnt, welche Schicksale in den bereits jetzt bestehenden Waben schlummern.
Straub wird ihren Roman auch bei Rund um die Burg (9./10. Mai) vorstellen.

Isabella Straub: Nullzone
Elster & Salis, 372 Seiten, € 26,50