Beitragsbild: © Stefan Diesner
Ich kann den geneigten Lesern und Leserinnen des vormagazins exklusiv verraten, dass mein nächstes Buch vom Älterwerden handelt. Über ein Thema zu schreiben, das mich in Angst und Schrecken versetzt, war ja schon einmal ein Riesenerfolg: die „Doktor-Spiele“, in denen ich meine Furcht vor Arztbesuchen auf humorvolle Weise verarbeiten konnte, rockten monatelang die Bestsellerlisten. Aber das Ergreisen liegt noch eine Latte höher in der nach oben offenen Robert-Sommer-Skala der Panik. Früher entstand die mich Verlag noch zu Lesungen in Pensionistenheime, die für mich ein Jungbrunnen sein sollten. Mittlerweile ersuchen mich dort die freundlichen Mitarbeiter, wenn ich diese Einrichtungen nach der künstlerischen Darbietung verlassen möchte, auf mein Zimmer zu gehen: Schließlich würde man um 17.30 Uhr das Abendessen servieren.
In den U-Bahnen bieten mir bildhübsche Damen, mit denen ich noch vor kurzem auf Augenhöhe neckisch scherzte, aus Erbarmen ihre Sitzplätze an. Und vor Schulen grüßen Jugendliche, die sonst nur Gleichaltrige des jeweiligen anderen Geschlechts wahrnehmen, derart respektvoll, als würden sie in mir ihren emeritierten Direktor sehen. Kurz gesagt: Ich befinde mich inmitten meiner traditionellen Geburtstags-Depression. Im Juni wurde ich 63, was zwar für Normalsterbliche kein besonderer Anlass zur allgemeinen Tristesse ist, wohl aber für einen Berufsjugendlichen. Wer ein halbes Leben lang sein tägliches Brot als Sportjournalist verdient hat, verkehrt zwangsläufig mit vielen blutjungen Menschen. Die sind aber austauschbar, nach A kommt B, während man selbst im wahrsten Sinne des Wortes der Alte bleibt.
Nach Alaba, der auch schon über 30 ist, spielt eben bald ein 19-jähriger Balaba groß auf. Der Altersunterschied zu mir wird immer größer. Daher bin ich auch Schriftsteller geworden – in der Hoffnung, in diesem illustren Kreis der ergrauten Weisen nicht weiter aufzufallen. Einer von ihnen ist der von mir so geschätzte Michael Schottenberg, der das Rätsel, was er denn zu seinem 70er machen würde, mit intellektueller Präzision lüftete: „Blöd schauen!“ Eine Frage, lieber Freund: Geht das auch schon mit 63?