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Nachdem meine Halbe-halbe-Fähigkeiten im Haushalt wegen zweier linker Hände auch noch wegen einer Fraktur am linken Mittelfußknochen auf Eis gelegt waren, versuchte ich danach die frostige Stimmung zuhause mit einem Supermarkt-Einkauf aufzuwärmen. Unter dem Motto aller meiner Glaubensbrüder: Ich möchte ja eh daheim mithelfen, aber …
Wenn der Wille fürs Werk ginge, wie ein altes Sprichwort behauptet, hätte ich schon gewonnen. Es haperte nur mit der Umsetzung. Und der Frage: Wo, um alles in der Welt, ist solch ein Supermarkt? Die prinzipiell passende Ausrede, als Wiener mit einem Zweitwohnsitz im Burgenland nicht ortskundig zu sein, klingt in Zeiten mobiler Navigationssysteme eher unpassend.
Also traf ich dort wohl oder übel ein. Wohlgemerkt, an einem Samstagvormittag, wenn die gesamte Landbevölkerung zum Sturm auf die Bier-, Butter- und Blutwurst-Bastille antritt, weil Sonntag die ganze Familie zur Jause kommt und Montag bekanntlich eine Hungersnot in Mitteleuropa ausbricht. In solchen Momenten des Schiebens, Drückens und Schimpfens wird man von den Menschenknödeln verspeist und als Großstadtbewohner von den ausgefuchsten Eingeborenen zermalmt – zumal es ein ungerechter Geschlechterkampf ist! Der einzige Mann, den ich vorerst inmitten der femininen Übermacht erspähen konnte, war in einen weißen Mantel gehüllt, wie ich ängstlich blickend, aber immerhin mit einem Firmenlogo an der Brust.
„Wo finde ich den Rahm?“, fragte ich, konnte aber seine Antwort nur mehr als Echo vier Gänge weiter verstehen: „Liiiiinks, dann reeeechts …“ Die Masse hatte mich längst verschluckt. Meine Verzweiflung wurde immer größer: Bei allen Einkäuferinnen lagen schon viele Köstlichkeiten in den Wägen, während ich noch rat- und rastlos an den angebotenen Produkten vorbeigeschoben wurde.
In dieser aufkommenden Panik konnte ich dann doch noch Blickkontakt mit einem anderen Einzelkämpfer maskuliner Prägung aufnehmen und ihn anflehen: „Bitte, schnell! Sag mir, wo die Nudeln sind?“ Aus der Ferne hörte ich noch seine Antwort: „Maaach’s wie ich! Niiiimm, waaas du kriiiegst!“ Seitdem geht wieder meine Frau einkaufen. Und ich frage mich, warum ihre Stimmung nicht besser wird …

Robert Sommer
Der ehemalige Sportjournalist ist jetzt Bestsellerautor.