Fuzzy Earth zeigt mit „The Belly Knows Before the Brain“ eine sinnlich-ökologische Installation über Verdauung, Verwesung und den planetarischen Stoffwechsel. Die Eröffnung fand am 15. Oktober statt, die Ausstellung läuft bis 25. Jänner 2026. Im Zentrum steht die Frage: Wie kann man sich den Stoffwechsel unseres Planeten vorstellen?
Die Installation „The Belly Knows Before the Brain“ ist vom 16.10.2025 bis 25.01.2026 im KunstHausWien zu sehen. © Fuzzy Earth, Iris Ranzinger
Ein Bauchgefühl für die Erde
Das KunstHausWien, ein Museum der Wien Holding, folgt diesmal nicht dem Kopf, sondern dem Bauch. Mit der Ausstellung „The Belly Knows Before the Brain“ präsentiert das Künstler*innenkollektiv Fuzzy Earth (Tekla Gedeon und Sebastian Gschanes) seine erste Einzelschau in Österreich – und verwandelt den Projektraum Garage in ein pulsierendes, organisches Ökosystem.
Verdauung als Metapher des Lebens
Was auf den ersten Blick irritiert – Verdauung, Verwesung, Kompost – wird hier zur poetischen Metapher für das, was alles Leben verbindet. Fuzzy Earth begreift das scheinbar Abstoßende als schöpferischen Prozess: Alles vergeht, um Neues hervorzubringen.
„Verdauung und Verwesung sind keine Tabus, sondern ein unverzichtbarer Nährboden für neues Leben“, sagt Direktorin Gerlinde Riedl. „Am Ende wird die Ausstellung selbst zu Erde – als Kreislauf, nicht als Ende.“ Ein Komposthaufen im Innenhof wächst im Lauf der Schau heran, genährt durch die Besucher*innen. Am Ende dürfen sie den entstandenen Humus mit nach Hause nehmen – ein Symbol für gelebte Kreislaufwirtschaft.
Kunst trifft Kreislaufwirtschaft
Die Wien Holding verknüpft mit dieser Ausstellung Kunst und Nachhaltigkeit auf unkonventionelle Weise.
„Unsere Häuser beschäftigen sich seit Jahren mit Themen wie Bioabfallverwertung und Kreislaufwirtschaft“, betont Geschäftsführer Kurt Gollowitzer. „Das KunstHausWien greift diese Themen nun auf künstlerischer Ebene auf – kreativ, sinnlich und symbolstark.“
Auch Stadträtin Veronica Kaup-Hasler unterstreicht die gesellschaftliche Bedeutung solcher Projekte:
„Wenn Künstler*innen sich mit unserer Umwelt auseinandersetzen, entsteht ein Raum für Dialog und Verantwortung. Diese Werke können inspirieren, über unsere eigene Rolle im ökologischen Gefüge nachzudenken.“
Der Bauch denkt mit
Kurator*innen Stephan Kuss und Veronika Hackl laden ein, das Denken vom Kopf in den Körper zu verlagern.
„The Belly Knows Before the Brain“ verbindet Nährstoffkreisläufe, Tiefenzeit und das Zusammenwirken verschiedener Spezies mit einer sinnlichen Erfahrung“, sagen sie. „Das Publikum soll nicht nur kognitiv, sondern auch körperlich erfahren, was Ökologie bedeutet.“
So können Besucher*innen im begleitenden Public Programme etwa Sauerkraut fermentieren oder an Steinen lecken – als experimentelle Annäherung an den planetarischen Stoffwechsel.
Ökologische Krisen als Stoffwechselstörung
Die Ausstellung versteht die Klimakrise als eine Störung des globalen Stoffwechsels – ausgelöst durch Bodendegradation, den Bruch natürlicher Nährstoffkreisläufe und die Ausbeutung endlicher Ressourcen wie Phosphor. Im Zentrum steht die Idee, dass alles Materielle verbunden ist: Pflanzen, Tiere, Menschen, Mikroben – Teil eines großen Verdauungssystems namens Erde.
„In Zeiten von Krieg und Klimachaos ist das Erkennen dieser geteilten Ströme ein ethischer und politischer Akt“, formuliert Fuzzy Earth.
Über Fuzzy Earth
Das Duo Fuzzy Earth arbeitet forschungsbasiert an der Schnittstelle von Kunst, Architektur, Landwirtschaft und Technologie.
- Tekla Gedeon, ausgebildete Architektin (AA School London), promoviert an der MOME Budapest über Ernährung und ökologische Narrative.
- Sebastian Gschanes ist Gärtner und Landschaftsarchitekt, der die Wechselwirkungen von Natur, Ökologie und Landwirtschaft erforscht – praktisch wie theoretisch.
INFO:
Fuzzy Earth – The Belly Knows Before the Brain
KunstHausWien, Projektraum Garage
16. Oktober 2025 – 25. Jänner 2026
Eintritt frei
