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Freitag, April 19, 2024

Auf der Suche nach der Kultur

Die Frage, ob Kunst im Leben und für eine Gesellschaft notwendig sei, stelle sich nicht, sagt Moka Sheungyan. Kunst ist neben den Instinkten die primitivste Arte des Selbstausdrucks“, erklärt sie. „Ohne Höhlenmalerei wären die größten Teile der Menschheitsgeschichte nicht dokumentiert.“ Folglich eignen sich Kunst und ihre in unterschiedlichen Kulturräumen tradierten Formen zur Spurensuche. In Wien, wo die gebürtige Chinesin seit einiger Zeit lebt und studiert, will sie die Eigenarten der österreichischen Kultur ergründen.

Schon während ihres Studiums der Malerei in London absolvierte Sheungyan ein Austauschsemester in der österreichischen Hauptstadt, deren Geschichte sie seit jeher fasziniert hatte. „Ich wollte noch genauer verstehen, woraus Wien seine Anziehungskraft auf mich schöpft“, sagt sie auf Englisch mit einem britischen Akzent. Ein ganzes Interview auf Deutsch zu führen, ist Sheungyan noch nicht geheuer. Wenn sie auch ein deutsches Lieblingswort ausgemacht hat: Leidenschaft. Die Bereitschaft, für die Erfüllung eines drängenden inneren Bedürfnisses Schmerz auf sich zu nehmen, versteht sie als Antrieb ihrer Arbeit.

Eine Umfrage unter Österreichern zur Beschaffenheit der heimischen Kultur stellte sich, wie Sheungyan berichtet, insgesamt als wenig ergiebig heraus. Viel zu oft habe man ihr „Schnitzel?“ zur Antwort gegeben. Also las sie, besuchte Museen, sah die Filme Michael Hanekes und begann, sich über Versatzstücke an eine vermutete österreichische Seele heranzutasten. Diese wiederum mit Elementen asiatischer Kultur zu verbinden, ist die Idee, die inzwischen vielen ihrer Arbeiten vorausgeht.

Im Mittelpunkt von Sheungyans malerischen und performativen Werken steht oft der menschliche Körper, dessen Verformungen und Zerbrechlichkeit. Sheungyan arbeitet mit Puppen und Masken. „Es geht mir dabei um den Verlust einer Verbindung zwischen dem Selbstbild und der eigenen äußeren Erscheinung.“ Unheimlich, uncanny, nennt sie das. Schließlich sei Kunst notwendigerweise Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. „Meine Kunst“, sagt Sheungyan, „das bin ich.“

INFO: Ausstellung im Red Carpet Showroom Karlsplatz bis 28.2., Performances am 20.2. und 22.2., 17-19 Uhr, Ausstellung beim 68. BonbonBall am 24.2. im Konzerthaus 

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