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Samstag, Juli 27, 2024

Der Rosenkavalier – Barbara Kaudelka über blumige Sprache

Bild: ©Carina Antl

Seufz. Februar. Popularitätswert in der Bevölkerung: eher mau. Irgendwo auch verständlich, weil schirch, kalt und für die meisten von uns definitiv schon in der Durststrecken-Zone auf Wärme- und Vitamin-D-Entzug. Dass der Valentinstag am 14. Februar just in diese Zeit fällt, kommt fix nicht von ungefähr. Zwar hat die Herkunft dieses Datums mannigfaltige Erklärungen – vom Mythos des heiligen Valentin bis zum heidnischen Juno-Fest. Doch all die möglichen Wurzeln haben eine Sache gemein: Man schenkt Blumen. Man bringt ein bisserl Farbe in die Herzen der Liebsten und auch in die graue Suppe des Februars. 

Ich erinnere mich an eine Begebenheit aus dem Vorjahr, Valentinstag 2023: „Das muss ganz schön anstrengend für Sie sein.“
Die geflexte Braue über meinem rechten Auge signalisierte dem Beamten am Anmeldeschalter des Magistrats offenbar deutlich, dass ich seinem Gedankengang nicht ganz folgen konnte. Nervöses Räuspern hinter der Plexiglasscheibe: „Naja, 14. Februar! Valentinstag. Da können S’ daheim wahrscheinlich einen ganzen Blumenladen aufmachen.“
Ich verstand. Das hätte ein Kompliment sein sollen. Viele Verehrer und so. Lieb. Bisserl hoppertatschig, aber lieb. Ich überlegte kurz, ob ich dem knallrot anlaufenden Mittzwanziger erst für sein staksiges Kompliment danken, oder ihm wohl sagen sollte, dass ich alterstechnisch fast seine Mama sein könnte. Während ich schmunzelnd mein Anmeldeformular ausfüllte, wurde mir bewusst, wie sehr doch die Sprache der Blumen in unserem Alltag verwurzelt ist. Wir streuen jemandem Rosen, wenn wir Bewunderung ausdrücken wollen. Brauchen wir uns keine Sorgen machen, so sind wir auf Rosen gebettet. Ist unseren deutschen Nachbarn etwas „wurscht“, so fällt es in die Kategorie „Pusteblume“ und so manch schüchternes „Mauerblümchen“ ist schon spektakulär „aufgeblüht“. Wenn einmal etwas schiefgehen sollte, dann „geht’s in die Blia“ (in die Blüten) und macht man sich zum Deppen, wird man möglicherweise ganz unverblümt als „Bleampl“ abgestempelt. Strahlt jemand über das ganze Gesicht, so wirkt er oder sie wie „das blühende Leben“ und abgesehen davon, dass jede Rose auch ihre Dornen hat, soll es doch für alle, die wir gerne haben, rote Rosen regnen. Für wen das nur Floskeln sind, dem sei geflüstert, dass selbst dieses Wort floralen Ursprung hat: Das lateinische „flosculus“ übersetzt sich mit Blümchen und spielt darauf an, etwas „durch die Blume“ zu sagen. 

So, die Unterschrift war gesetzt, das Datum eingefügt. Und wie ich dem blümerant dreinblickenden Jung-Beamten das Formular überreichte, entschied ich mich für ein Lächeln. Und als dann jenseits des Schalters alle Anzeichen für peinliche Verkrampfung verflogen waren, zwinkerte ich ihm zu: „Vielen Dank für die Blumen, mein Rosenkavalier wartet schon auf mich.“

Barbara Kaudelka ist Schauspielerin, Tonstudiosprecherin, Medienmensch und vormagazin-Kolumnistin.
Bild: ©Michael Taborsky

Barbara Kaudelka ist Schauspielerin, Tonstudiosprecherin, Medienmensch und vormagazin-Kolumnistin.
Bild: ©Michael Taborsky

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