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Dienstag, April 16, 2024

Fokussiert wird!

Endlich wieder zurück im Stadtbild: Die beliebten Wahlplakate.

In Walter Moers großartigem Kinderbuch „Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“ treten neben vielen anderen Phantasiegestalten auch sogenannte Bollogs auf, gewal­tig dimensionierte, haarige Riesen, welche die merkwürdige Gewohnheit haben, irgendwann ihren Kopf abzunehmen, diesen irgendwo hin zu legen und ihr weiteres Leben damit zuzubringen, ungesteuert und desorientiert durch die Welt zu stampfen – immer auf der Suche nach ihrem Kopf.

Dieser Tage war ein ähnliches, wenn auch umgekehrtes Phänomen zu beobachten, nämlich als ein Bollog namens ÖVP von Sebastian Kurz gezwungen wurde, sich ihn als Kopf aufzusetzen. Wohin genau dieser neue Hybridorganismus im Weiteren so zu stampfen gedenkt, wird sicher noch interes­ sant zu beobachten sein. Jedenfalls herrscht jetzt Wahlkampf und damit, nach Michael Häupls noch vor „Man bringe den Spritzwein“ meist­ zitiertem Diktum, eine Zeit der fokussierten Unintelligenz.

Soweit sich das bisher abschätzen lässt, wird dieser Wahl­kampf sich von den bisherigen auch dadurch unterscheiden, als mit den Kernthemen, „Die EU ist arg, die Ausländer noch ärger und irgendwie sind wir sozial“, erstmals im wesentli­chen drei FPÖs gegeneinander antreten werden; eine Kurz­-FPÖ, eine Kern-FPÖ und eine FPÖ-­FPÖ, deren mittlerweile doch leicht angegammelt wirkender Chef mit merklicher Verbitterung auf diese Raubkopie seines seinerseits von Jörg Haider raubkopierten Patentrezepts reagiert.

Ebenfalls leicht neben der Spur wirken die so plötzlich wie unsanft aus ihrer hingebungsvollen Beschäftigung mit sich selbst aufgestörten Grünen, während die Neos noch hektisch darum bemüht sind, den frisch gebackenen Liste­-Kurz­-Bollog davon abzuhalten, sich aus dem Leib ihrer Partei mit ein paar zusätzlichen Bonuskörperteilen zu versorgen.

Mit beneidenswerter Ungerührtheit dürften dagegen die verbliebenen Angehörigen des Team Stronach die aktuellen Ereignisse verfolgen, da sie die vorgezogene Wahl zwar um gut ein Jahr Nationalratsgehälter zu bringen droht, nicht aber um ihre Chancen auf eine politische Zukunft, die ja so oder so nicht besser gestanden hätten als die, dass das Cham­pions­-League-­Finale 2018 zwischen der Vienna und dem Wiener Sportklub ausgetragen wird.

Man bringe den Spritzwein!

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