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Donnerstag, April 25, 2024

Fundstücke auf Reibungsflächen

Text: Mareike Boysen

Die Altbauwohnung in Rudolfsheim-Fünfhaus ist ein ästhetisches wie logistisches Meisterwerk. Zeugnisse aus zwei Jahrzehnten ausstellerischer Tätigkeiten türmen sich hier in Regalen und auf Kommoden, hängen an Wänden und Decken. Im Fensterrahmen liegen Fotos, die in einem modrigen Keller aufgetaucht sind, zum Trocknen, über einem leeren Vogelkäfig daneben hängt ein Fischkopf.

Stephan Schwarz springt immer wieder aus dem Sessel auf, in dem er sich sonst mit Indie-Pop, Wienerlied „und allem anderen, was nicht Mainstream ist“, aus seiner riesigen Plattensammlung beschallen lässt. Dann kramt er irgendeinen neuen Gegenstand hervor und berichtet über ein Projekt, an dem er gerade arbeite. „Es dreht sich die ganze Zeit“, sagt er.

Mit Musik begann auch Schwarz’ eigenes kreatives Schaffen: Der geborene Kärntner gründete als 13-Jähriger eine Schüler-Jazzband. „Wir waren die Lokalmatadore im Lavanttal“, sagt er und meint das teils ironisch. Nach dem Studium begann Schwarz als Roadie Bühnen aufzubauen, was ihn zu 2.000 Konzerten in ganz Europa führte und sein Gehör stark in Mitleidenschaft zog.

Als seine damalige Freundin dem 28-Jährigen eine Kamera schenkte, „war es vorbei.“ Protagonisten der Kunstszene attestierten ihm einen guten Blick, Schwarz gab das Vagabundendasein auf und ließ sich in Wien nieder. „Da lebe und arbeite ich seither“, sagt er, „da habe ich meine Reibungsflächen. Ich werde mich nicht zum Darfur-Konflikt äußern, weil ich mich damit nicht auskenne.“

Große Resonanz fand seine Serie „Heimat, fremde Heimat“, für die Schwarz Objektrahmen der Marke Floralp Tyrol, in den 1960er bis 80er Jahren beliebte Souvenirs, mit „Horrified B-Movie Victims“ besetzte. Die Figuren hatte er auf einem Flohmarkt entdeckt. „Ich suche und finde Stücke, die ich dann zusammensetze“, sagt er.

Ein Film zur historischen Sammlung des Wiener Physikinstituts in der Währinger Straße befindet sich gerade im Schnitt; das Team streite manchmal um Sekunden-Sequenzen. Der Künstler selbst sei nicht wichtig, sagt Schwarz, der sein Gesicht daher nicht fotografieren lassen will. Das Werk aber – hinter dem müsse man stehen können.

Info: Bis 31.7. Ausstellung im Red Carpet Showroom Karlsplatz in Kooperation mit der Jan Arnold Gallery, dieschwarzarbeit.com.

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