Barbara Kaudelka ist vormagazin-Kolumnistin. – ©Carina Antl
Na bumstanazl, des wurlt heuer wieda gscheit! Sie mochn eana kane Vorstellung davon, wos do los is vor meiner Haustia!“
Der betagte Herr steht aufrecht, trotz seines Alters. Vielleicht ein bisserl steif in der Hüfte. Man sieht ihm an, dass er über die Jahre Wind und Wetter getrutzt hat. Sein Blick ist fest und wach, er ist stets Herr der Lage.
„Guad, schaun S’ – i bin des gwohnt, dass i vor meiner Nas’n öfter a Baustelle hab. Des ganze Jahr lang is a Bahö vorm Haus – do wird gsungen, laut musiziert, manchmal a Fußball gschaut … do kommen tausende Touristen, Motorradlfahrer, a Veganertreffen homma a do und jeeeden Tag is a Theater vor mein Fenster! Immer is wos anders, immer vü Leit … oba ned unguad. Unguad wird’s nur, wenn s’ a bissl zu tief ins Glas gschaut ham. Oder hoit ins Häferl, die Häferln!“
Der blecherne Witz liegt in seiner Natur, er sei ihm verziehen.
„Oba, am gschaftigsten is’ imma vor Weihnochtn!“
Wie auf Stichwort pfeift der kühle Dezemberwind eine steife Böe über den Platz. Unmerklich schwankt er, der rüstige Oldie, findet in seinen schweren, großen Schuhen jedoch rasch wieder festen Stand. Na bumm, das sind handfeste Quadratlatschen, denke ich bei mir.
„Wissen S’, des is a Gaudi da zuzuschaun, wie s’ die ganzen Holzhüttln zsamzimmern und den ganzen Park aufputzn. Und wenn s’ dann die Eislaufflächn hinstellen, des Karussell si draht und die ganzen Lichterl brennen … des is scho wos Bsonderes. Des is dann scho schee.“
Mir huscht ein kindliches Lächeln übers Gesicht.
„Dann riecht’s überoi noch gebrannten Aschantinüssen, Maroni, Punsch und kandierten Apferln. Jo, a wengerl a noch Langos – i braucherts ned, oba des gheart dazua. Und wann dann die Leit komman, und die Kinderaug’n groß und glänzert werden, dann hob i a a Freud“, kommt er ins Schwärmen, der alte Knabe, und zwinkert hinterher: „Sogar den zerrupftn Weihnachtsbam kriegen s’ jedes Jahr dann doch noch irgendwie repräsentabel hin, des is ka Pemmerl!“
Schau, schau – da steckt doch ein wenig Romantik im vermeintlichen Grantler. Passend dazu -sitze ich unterm Herzerlbaum, umgeben von weihnachtlichem Kitsch und Aberkitsch. Und während ich einen kräftigen Schluck aus meinem Glühwein-Häferl nehme, schmunzle ich fest in mich hinein. Mein Blick wandert nach oben zu meinem „Gesprächspartner“. Der kupferne Rathausmann, der seit 141 Jahren als Wahrzeichen die Turmspitze des Wiener Rathauses ziert, hat schon einige Christkindlmärkte unter sich erlebt. Geschätzte vormagazin-Leserinnen und Leser: Ich wünsche Ihnen von Herzen eine magische Adventzeit, lassen Sie sich die Kekserln schmecken und gönnen Sie sich Zeit für sich und Ihre Lieben. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr – wir lesen uns drüben in 2024!
Übrigens: Der Rathausmann hat Schuhgröße 63.
Barbara Kaudelka ist Schauspielerin, Tonstudiosprecherin, Medienmensch und vormagazin-Kolumnistin.
Bild: ©Michael Taborsky