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Samstag, Juli 27, 2024

Hunter is back

Interview: Ursula Scheidl

Sein fünfter Fall „Totenfang“ führt den englischen Gerichtsmediziner Dr. David Hunter in die Backwaters, ein unwirtliches Mündungsgebiet in Essex, wo die Grenzen zwischen Land und Wasser verschwimmen. Aber die wahren Gefahren lauern nicht in der Tiefe, sondern dort, wo er sie am wenigsten erwartet. Im 13. Jahr ihres Bestehens setzt die Kriminacht wieder auf eine Mischung aus deutschsprachigen sowie internationalen Star-Autoren. Simon Beckett ist bereits zum zweiten Mal zu Gast in Wien, diesmal mit seinem neuesten Thriller.

vormagazin: Warum haben Sie die Hunter-Serie begonnen?

Simon Beckett: Das war Zufall. Ich arbeitete freiberuflich als Journalist und sollte einen Artikel über das gerichtsmedizinische Training von Polizisten und Tatortermittlern schreiben. Ein Teil des Trainings fand auf der „Body Farm“ in Tennessee statt, dem einzigen Ort auf der Welt, an dem man postmortale Veränderungen an menschlichen Kadavern studieren konnte. Ich dachte, ich sollte nur zusehen, aber dann steckten mich die forensischen Wissenschaftler in einen Overall und ich sollte den Polizisten helfen, einen verwesten Körper aus einem Grab im Wald zu bergen. Das war eine düstere, aber gleichzeitig faszinierende Erfahrung, die mir nicht mehr aus dem Kopf ging. So entstand der erste David-Hunter- Roman „Die Chemie des Todes“.

Erinnern Sie sich noch, wann Sie sich entschieden haben, ausschließlich Schriftsteller zu sein?

Da gab es keinen speziellen Moment. Ich habe ja auch nicht Journalismus studiert, aber es schien mir eine gute Möglichkeit zu sein, meine Rechnungen zu bezahlen. Einige Jahre machte ich beides, weil die beiden Dinge gut zusammenpassen. Ich vermute, der große Einschnitt war die David-Hunter-Serie. Eine Zeit lang habe ich noch als Journalist gearbeitet, aber die Romane nahmen mehr und mehr Zeit in Anspruch. Es war also eher eine natürliche Entwicklung als eine bewusste Entscheidung.

Welchen Teil Ihrer Arbeit mögen Sie am liebsten, welchen am wenigsten?

Der beste Teil ist, wenn ich mit dem Schreiben gut vorankomme. Ich liebe das Gefühl, wenn ich nicht aufhören möchte und mir der Kopf vor lauter Ideen schwirrt. Leider ist das nicht immer der Fall und wenn es schleppend geht, kann das auch deprimierend sein. Das sind zwei Seiten ein und derselben Münze – man kann nicht die eine ohne die andere haben.

Die Leser mussten ziemlich lange auf den neuen Hunter-Roman warten. War er schwieriger zu schreiben als die letzten?

Mit dem neuen Hunter-Buch habe ich mehrmals begonnen, alles wieder verworfen und von vorne begonnen. Ab dem Moment, wo ich meine Ideen endlich ordnen konnte, ging es mit „Totenfang“ ziemlich rasch dahin. So wurde das Schreiben des Buches von einer anfangs sehr schwierigen schließlich zu einer sehr angenehmen Erfahrung.

Spielen in „Totenfang“ die psychologischen Aspekte eine noch größere Rolle als in den anderen Büchern?

Die psychologische Motivation meiner Charaktere hat mich immer interessiert und das habe ich auch versucht, in meine Hunter-Romane hineinzubringen. Sie sind mehr als eine Leichenschau. Ich bemühe mich auch, jedes Buch anders zu machen.

Was mögen Sie an Hunter?

Er passt nicht ins übliche Helden- Schema: Er ist physisch nicht besonders kräftig, er hat kein Alkoholproblem und er bekommt nicht immer am Ende das Mädchen. Deshalb mag ich ihn. Und ich glaube, viele Leser können sich mit David Hunter identifizieren. Das finde ich großartig. Ich wollte, dass er ein ziemlich normaler Mann ist, jemand, mit dem man gerne seine Zeit verbringt. Sonst könnte ich nicht über ihn schreiben.

Das Ende des Buches eröffnet eine optimistische Perspektive. Ein neues Leben, eine neue Liebe für Hunter?

Warten Sie es ab. Ich arbeite am nächsten Buch, also hoffentlich müssen die Leser nicht zu lange warten.

Sind Sie selbst gerne in abgelegenen Orten wie den Backwaters?

Absolut, sehr gerne. Ich mag Orte, die ein wenig abseits der Trampelpfade liegen. Das ist vermutlich der Grund, warum ich über sie schreibe.

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