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Donnerstag, April 25, 2024

„Ich habe London viel zu verdanken“

Manu Delago gilt als einer der begnadetsten Hangspieler überhaupt. Der gebürtige Tiroler lebt seit einigen Jahren in London und hat bereits mit prominenten Künstlern wie Björk oder Anoushka Shankar zusammengearbeitet. Am 27. Jänner 2017 geht Delago mit seinem neuen Album „Metromonk" an den Start.

Indem er das Hang auf immer neue Arten spielt und bearbeitet, stehen die vielen Stimmen und Sounds dieses Instruments dieses Mal klar im Mittelpunkt seiner Kompositionen, die dezent von Beats und Akustikinstrumenten eingerahmt werden.

Interview: Andreas Cavar

vormagazin: Dein neues Album „Metromonk“ erscheint diese Woche. Im Gegensatz zu deinem Vorgängeralbum steht nun wieder eindeutig das Instrument Hang im Mittelpunkt. Wie ist es dazu gekommen?

Manu Delago: Ich hatte im Vorfeld schon die Idee, das Hang quasi durch Live-Effekte zu schicken. Dabei sind mir so viele Ideen gekommen, dass sich das Ganze relativ schnell zusammengefügt hat. Es hat sich also früh abgezeichnet, dass das Hang zum Thema des Albums wird. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich mit dem Hang gerade etwas Neues für mich gefunden habe. Mein Anspruch an jedes meiner Alben ist es, immer etwas zu tun, das ich vorher noch nicht gemacht habe. Das Hang ist also auf jeden Fall der Kern dieses Albums.

Inwiefern unterscheidet sich „Metromonk“ sonst von deinen bisherigen Alben?

Ein Element, das vor allem im zweiten Teil des Albums eine wichtige Rolle spielt, ist die Pauke. Ich lasse sehr gerne klassische Elemente in meine Musik einfließen, quasi als Gegenpart zu den Electronics. Beim Vorgängeralbum hat diese Rolle das Fagott eingenommen. Eine weitere Besonderheit am Album ist, dass es in zwei Hälften geteilt ist. Ich habe immer schon gerne laute und leise Musik miteinander vermischt, diesmal habe ich das Ganze aber klar in zwei Kapitel unterteilt. Das entspricht auch meinen eigenen Hörgewohnheiten – wenn ich zu Hause bin, höre ich entweder laute oder leise Alben, aber selten beides gemischt.

Das Vorgängeralbum „Silver Kobalt“ hat sehr gute Kritiken bekommen. Hat dieser Erfolg den Druck auf dich erhöht?

Nachdem die Live-Tour zu „Silver Kobalt“ zu Ende war, habe ich schon gemerkt, wie viel Arbeit hinter so einem Prozess steht. Am Anfang kommt man sich vor wie nach einer Bergtour, die man gerade beendet hat, und dann muss man plötzlich wieder auf den Berg rauf. Am Anfang denkt man sich: „Wow, das wird heftig." Wenn dann aber ein bisschen Zeit vergangen ist, denkt man sich: „Okay, dann mach ich jetzt wieder eine Bergtour.“ (lacht)

Du hast für „Metromonk“ erneut mit dem Briten Matt Robertson als Co-Produzent zusammengearbeitet. Wie ist diese Kooperation ursprünglich zustande gekommen?

Wir kennen uns jetzt schon sechs Jahre und haben uns über Björk kennengelernt. Ich habe bei ihren Live-Shows Schlagzeug gespielt und er hat die Electronics gemacht. Wir sind seither gut befreundet und er hat mit mir gemeinsam die letzten drei Alben produziert. Unser Arbeitsverhältnis funktioniert wirklich super. Vor allem zwei Dinge macht er außergewöhnlich gut: Er erkennt sofort, wenn ein Stück mit zu vielen Elementen überladen wurde und er mixt die Alben besser, als ich es allein jemals könnte.

Stört es dich eigentlich, dass du medial vor allem als Hang-Spieler präsentiert wirst? Immerhin beherrscht du ja sehr viele Instrumente?

Ich erwähne schon ganz gerne, dass ich zum Beispiel auch Schlagzeug spiele. Ich habe auch auf all meinen Alben immer Stücke, bei denen kein Hang vorkommt. Gerade bei den Live-Auftritten ist es wichtig, dem Publikum akustische Abwechslung zu bieten.

Wie ist es dazu gekommen, dass du mit Björk zusammengearbeitet hast?

Das hat vor sechs Jahren begonnen. Sie hat mich auf YouTube gesehen und mich angeschrieben. Wir haben uns dann über Skype unterhalten und kurz darauf bin ich für Aufnahmen nach Island geflogen und habe sie in Folge auch bei ihrer Tour als Schlagzeuger unterstützt.

Inwiefern hast du dich dadurch musikalisch weiterentwickelt?

Es war schon eine sehr intensive Zeit und hat sicherlich abgefärbt. Auch im Crew-Bereich habe ich super Leute kennengelernt, zum Beispiel Tourmanager oder Licht-Designer. Ich glaube schon, dass ich dadurch auf vielen Ebenen dazugelernt und mich weiterentwickelt habe.

Welche Bands und Künstler haben dich musikalisch besonders beeinflusst?

Da gibt es ganz viele. Als Teenager habe ich viel Rockmusik gehört, später hatte ich eine Jazz-Phase und dann habe ich Komposition studiert und sehr viel klassische Musik gehört. In London habe ich auch sehr viel elektronische Musik kennengelernt. Es ist aber nicht so, dass ich einen einzelnen Künstler nennen könnte. Ich habe das Glück, dass meine „Sideman-Jobs“ in sehr verschiedene Richtungen gehen und ich nicht nur durch einen Bereich inspiriert werde.

Wann bist du nach London gegangen und was war der Grund dafür?

Ich bin vor zehn Jahren nach London gezogen. Ich war damals bereits viel in Österreich unterwegs, teilweise als Schlagzeuger, aber auch als Hangspieler. Ich hatte schon früh das Gefühl, dass es sehr schwierig wird, von Österreich aus international zu arbeiten. Der Umzug nach London hat mir das sehr schnell ermöglicht.

Inwiefern beeinflusst das Leben in einer Stadt wie London eigentlich deine Musik?

Die Szene in London hat ganz sicher großen Einfluss auf mich. In London leben viele unterschiedliche Kulturen. Plötzlich spielt man zum Beispiel in Bands mit indischen Instrumenten, die ich in Tirol nicht unbedingt gekannt habe. Dadurch wird man sehr breit inspiriert und beeinflusst. Ich habe der Stadt sicher viel zu verdanken.

Würdest du jungen Musikern aus Österreich generell empfehlen, den Weg ins Ausland zu suchen?

Für mich persönlich war es ein super Schritt, ich kann das aber nicht für andere Menschen beurteilen. Grundsätzlich ist es auf jeden Fall eine gute Lebenserfahrung. Manche bleiben auch nur sechs Monate, aber selbst das kann den Blickwinkel auf die eigene Heimat ändern. Man muss nicht unbedingt zehn Jahre ins Ausland gehen, aber verschiedene Blickwinkel zu haben, ist meiner Meinung nach immer hilfreich.

Mir war in Österreich zum Beispiel nicht bewusst, dass man als Musiker schon recht gut behandelt wird. Bei meinem ersten Auftritt in London habe ich keine Gage bekommen, musste für Essen und Getränke bezahlen und hatte danach noch einen Strafzettel auf meinem Auto. In Österreich bekommt man auch bei kleinen Konzerten meistens eine Verpflegung und ein paar Euro.

Im April dieses Jahres kommst du mit deiner Tour nach Österreich. Was können die Besucher von deinen Live-Auftritten erwarten?

Wir werden als Trio touren, gemeinsam mit Isa Kurz und Chris Norz, die schon länger in meiner Band spielen. Wir setzen unter anderem Live-Visuals ein, die mit unseren Instrumenten synchronisiert sind. Es wird also neben der Musik auch visuelle Elemente geben und natürlich wird auf der Bühne auch eine Pauke stehen.

Die vollständigen Tourdaten finden Sie auf der Website von Manu Delago.

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