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Freitag, April 26, 2024

ISTA: „Wir wollen die besten ihres Fachs rekrutieren“

Bild: ©Peter Rigaud

Der CEO und Präsident des Institute for Science and Technology Austria (ISTA) Martin Hetzer erklärt, mit welcher Strategie er die klügsten Köpfe in das Institut nach Klosterneuburg holen möchte. Der renommierte Molekularbiologe hat am 1. Jänner 2023 die Leitung des ISTA übernommen.

vormagazin: Was sind die wichtigsten Ziele, die Sie als ISTA-CEO und -Präsident umsetzen möchten?

Martin Hetzer: Ganz besonders werde ich mich als Präsident der Umsetzung des ambitionierten Ziels widmen, die Zahl von aktuell 75 Forschungsgruppen bis zum Jahr 2036 auf 150 zu verdoppeln. Dieser Wachstumsprozess macht es aus meiner Sicht aber auch erforderlich, in Zukunft weiterhin auf höchste Qualität zu achten, aber auch Barrieren zwischen den Disziplinen aufzulösen, um den interdisziplinären Austausch zu stärken. Gerade dort, wo fachübergreifender Wissenschaft nachgegangen werden kann, findet Pionierarbeit statt und werden bahnbrechende Entdeckungen gemacht. Über allem steht für mich unser Grundsatz, Forschung am ISTA weiterhin frei von externen Einflüssen zu halten und die Freiheit der Wissenschaft zu garantieren.

Der CEO und Präsident des Institute for Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg Martin Hetzer im Interview.
75 Forschungsgruppen forschen in den Bereichen Mathematik, Informatik, ­Physik, Chemie, Neurowissenschaften, Biologie sowie Klimawissenschaften und Astrophysik. Es gibt sowohl theoretische als auch experimentelle Gruppen. – ©Nicole Poncioni

Das ISTA hat sich von Beginn an der Grundlagenforschung verschrieben. Soll dieser Ansatz auch in Zukunft verfolgt werden?

Herausragende Grundlagenforschung hat das ISTA in seiner jungen Geschichte zu dem gemacht, was es heute ist: eines der weltweit führenden wissenschaftlichen Institute, welches international keinen Vergleich scheuen muss. Für mich ist klar, dass exzellente Grundlagenforschung auch in Zukunft eine der Säulen des ISTA sein muss. Wir werden aber noch stärker auf Wissenschaftsvermittlung und Technologietransfer setzen: Schließlich stehen wir vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen.

Renommierte Forscher*innen sind auf der ganzen Welt sehr gefragt. Mit welchen Argumenten gelingt es dem ISTA, diese klugen Köpfe nach Klosterneuburg zu holen?

Damit wir die größten Talente anziehen, müssen sie sich am ISTA entfalten können. Die Hauptidee war von Anfang an: Wir wollen aus aller Welt die Besten in ihrem Fach rekrutieren. Die Person ist dabei immer vorrangig gegenüber dem Forschungsgebiet. Dafür bieten wir den perfekten Rahmen, um Wissenschaft auf absolutem Weltklasseniveau nachgehen zu können. Neben ausreichend Platz und bester Ausstattung ist auch die unabhängige und gesicherte Finanzierung sicherlich ein schlagkräftiges Argument für eine wissenschaftliche Karriere am ISTA. Aber natürlich sind auch die herausragenden Erfolge der Vergangenheit und das damit verbundene exzellente Kollegium für Wissenschafter*innen aus aller Welt überzeugende Gründe dafür, Klosterneuburg anderen Top-Instituten vorzuziehen.

Der CEO und Präsident des Institute for Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg Martin Hetzer im Interview.
Das angesehene Forschungsinstitut in Klosterneuburg fördert sowohl die wirtschaftliche Verwertung von Entdeckungen als auch die öffentliche Kommunikation zu Wissenschaft und Grundlagenforschung. – ©ISTA

Die ISTA-Forscher*innen können sich regelmäßig über Preise freuen. Welche Rolle spielen diese Auszeichnungen für das ISTA im internationalen Wissenschaftsbetrieb?

Nehmen wir zum Beispiel hochdotierte Forschungsförderungen wie die ERC-Grants des renommierten European Research Council her. Kaum eine Institution ist so erfolgreich wie das ISTA, sie für innovative Forschungsprojekte zu erhalten. Solche Auszeichnungen sind finanzielle Mittel für die Wissenschaft. Selbstverständlich erhöhen sie darüber hinaus auch die Strahlkraft der jeweiligen Institutionen. Ein weiteres Beispiel ist das Ranking Nature Index Normalized, welches das ISTA bei seiner letzten Erhebung unter allen wissenschaftlichen Einrichtungen weltweit an dritter Stelle sieht.

Sie waren 19 Jahre am Salk-Institute in Kalifornien tätig. Inwiefern unterscheidet sich die Forschungskultur in den USA aus Ihrer Sicht von jener in Österreich?

In den USA wird eine Fehlerkultur bei Forschungsvorhaben viel stärker einkalkuliert und akzeptiert. Diese Bereitschaft zu mehr Risiko möchte ich auch hier noch weiter fördern. Zwar ist Umsichtigkeit natürlich ein hohes Gut, aber erfolgreiche wissenschaftliche Pionierarbeit erfordert auch einen gewissen Mut zum Risiko.

Vor kurzem startete am ISTA ein Programm zur Förderung von Wissenschaftsjournalismus. Welche Idee steckt dahinter?

Viele Menschen wissen heute nicht mehr, wem sie vertrauen können – in Österreich ist das Vertrauen in die Wissenschaft laut Umfragen besonders niedrig. Wir wollen einen Beitrag leisten, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Guter Wissenschaftsjournalismus informiert, aber vor allem begeistert er für Wissenschaft und Forschung. Ich freue mich schon sehr auf die Beiträge unserer ersten beiden Journalists in Residence, die aus ihren Interaktionen mit den Forschungsgruppen vor Ort entstehen werden.


INFO
ista.ac.at

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