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Wien
Freitag, April 19, 2024

Jamie Oliver

Text: Christoph Langecker

Fotos: Flughafen Wien/Tina Herzl, Jamie’s Italian Vienna Downtown/Philipp Lipiarski

Danke, Wien!

Er hat weltweit Millionen von Kochbüchern verkauft, ist Member of the Order of the British Empire und auf dem ganzen Erdball für seinen unkonventionellen Zugang zum Kochen bekannt. Der 42-jährige Jamie Oliver gilt als der erste Kulinarik-Popstar und hat eine sagenhafte Karriere hingelegt – vom kleinen Küchenlehrling aus Essex zum bekanntesten Koch der Gegenwart. Trotzdem steht er vor Julian Jäger, dem Vorstand der Flughafen Wien AG, der den Briten in dessen neu eröffneter Bar im Terminal 3 begrüßt, und sagt: „Ich bin doch nur ein englischer Junge. Dass ich hier bei Ihnen Lokale betreiben darf, bedeutet mir unendlich viel. Ich danke Ihnen und ich danke Wien.“ Was dann folgt, ist ein launiges Gespräch.

vormagazin: Vor rund 20 Jahren haben Sie eine ganze Generation zum Kochen gebracht. Ihre Küche hat sich seitdem natürlich verändert. Wie würden Sie diese Entwicklung beschreiben?

Jamie Oliver: Das Erstaunliche an Essen und unserer Ernährung ist, dass sie stets im Wandel begriffen sind und sich weiterentwickeln. Die Menschen sind einfach immer dafür zu haben, neue Dinge auszuprobieren. Als Koch gibt es nichts Besseres, denn ich darf auch weiterhin herumexperimentieren. Es gibt immer neue Trends und Geschmacksrichtungen, mit denen man sich auseinandersetzen kann. Meiner Meinung nach kochen die Menschen heute viel mehr, als wir das früher getan haben. Wir schauen mehr auf unsere Gesundheit und wo unser Essen herkommt. Und wir wissen wieder, wie man die einfachen Dinge des Lebens genießt. Man braucht keine teuren Zutaten, um etwas Köstliches auf den Tisch zu zaubern – und das ist gut so.

Wie sehr haben Sie sich selbst verändert? Immerhin haben Sie eine Weltkarriere hingelegt.

In den letzten 20 Jahren habe ich so viel gesehen und gelernt, dass ich gar nicht wüsste, wo ich beginnen soll. Heute habe ich eine eigene Familie und bin dadurch sicherlich erwachsener geworden, als ich das in den frühen Zeiten von Naked Chef war. In den meisten Fällen sind jedoch die Dinge, die mich an Essen auch heute noch begeistern und mich wieder zum Kind werden lassen, die gleichen wie immer schon – einfache und herrliche Zutaten, die mit viel Sorgfalt und Liebe zubereitet werden.

Sie haben sich in diversen Projekten für die gesunde Ernährung von Kindern und Schülern eingesetzt. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Es ist immer wieder verblüffend, was einem die jüngere Generation oft noch alles beibringen kann. Ich liebe das! Mein Engagement für einen besseren Unterricht in Sachen Ernährung sowie für besseres Essen für Kinder und Schüler wird immer im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen.

In Ihrem Restaurant Fifteen haben Sie vor vielen Jahren begonnen, benachteiligten jungen Menschen die Chance auf den Wiedereinstieg in die Gesellschaft zu ermöglichen. Warum ist Ihnen das wichtig?

Ich bin echt stolz auf unser Ausbildungsprogramm im Fifteen und alles, was wir seitdem erreicht haben. Unsere Absolventen sind unglaublich erfolgreich, schreiben Bücher und betreiben eigene Restaurants – und drücken damit der Welt des Essens als Teilnehmer oder sogar Anführer ihren ganz eigenen Stempel auf.

Welche Küche mögen Sie besonders gerne?

Ich liebe so viele verschiedene Küchen und Gerichte, aber authentisch italienische Küche wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Es geht einfach nichts über einen Teller frischer Pasta.

Kochen Sie auch zu Hause oder übernimmt das Ihre Frau Jools?

Daheim kochen wir beide, obwohl unter der Woche eher Jools zum Zug kommt. Es ist uns ein Anliegen, so oft wie möglich mit den Kindern gemeinsam zu kochen. Wir halten es jedoch normalerweise eher einfach, am Wochenende machen wir gerne einen Braten. Jools verlangt dann immer nach extra viel Soße.

Sie sind fünffacher Vater. Was möchten Sie Ihren Kindern mit auf den Weg geben?

Es mag vielleicht auf der Hand liegen, aber Essen ist wirklich wichtig bei uns. Wir möchten, dass unsere Kinder die Freude am Kochen sowie das Essen und Teilen leckerer Gerichte verstehen und verinnerlichen. Von Grund auf kochen zu können ist eine unheimlich spannende Fähigkeit, die mit so vielen anderen Aspekten verbunden ist – unseren Jahreszeiten, dem Einkauf sowie mit Gesundheit und Ernährung.

Wie gut kennen Sie Wien und Österreich?

Ich bin ja gerade auf dem Rückweg nach London von einem genialen Abstecher nach Wien. Die Stadt ist einfach wunderschön und bietet viel Kultur mit toller Stimmung und gutem Essen. Ganz sicher ist es ein Ort, den ich wieder besuchen möchte. Als Kind war ich mit meinen Eltern sehr oft in den österreichischen Alpen Skifahren. Es ist für mich bis heute die beste Art, um Urlaub zu machen. Außerdem mag ich die Menschen in den Bergen sehr. Ich habe hier übrigens meinen ersten Schnaps getrunken. Nach einem Skitag war ich abends mit meiner Familie zum Kegeln. Nachdem ich alle Neune getroffen hatte, drehte sich ein Einheimischer um und drückte mir ein Glas in die Hand (lacht).

Was erwartet die Gäste in Ihren Lokalen in Wien?

Wir betreiben in der Innenstadt ein Jamie’s Italian und am Flughafen Wien ein Jamie’s Italian, ein Jamie’s Deli und eine Jamie Oliver’s Bar. Grundsätzlich hoffe ich natürlich, dass wir damit jedem Geschmack etwas bieten können. Beim Deli kann man sich einen Salat, ein Sandwich, ein Stück Obst oder auch ein warmes Gericht holen. Alles wird frisch zubereitet mit wirklich exzellenten, saisonalen Zutaten. Wenn man sich aber lieber hinsetzen möchte, um sich einen Teller Antipasti zu teilen, eine frische Pasta zu genießen oder ein Gläschen zu trinken, so ist Jamie’s Italian sicherlich die richtige Wahl.

Sie sind schon mal mit einem VWBus durch Italien gereist, um das Land und seine Küche kennenzulernen. Könnten Sie sich vorstellen, das auch in Österreich zu tun?

Ich sage grundsätzlich niemals nie!

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