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Montag, Mai 6, 2024

Karikaturmuseum Krems

Klein sein ist auch kein Vergnügen!

Ab 8. März widmet das Karikaturmuseum Krems dem argentinischen Zeichner Mordillo eine große Ausstellung. (von Christoph Langecker)

Das Karikaturmuseum Krems besteht seit 2001, und es ist einzigartig in Österreich. Aber nicht nur hierzulande, denn es zählt in ganz Europa zu den führenden Häusern, die sich mit Cartoon, Karikatur, Comic und grafischer Literatur beschäftigen. Das ist unter anderem Manfred Deix zu verdanken, der sich maßgeblich für den Bau dieses Hauses eingesetzt hat – ihm ist auch eine Dauerausstellung im Karikaturmuseum Krems gewidmet. Zusätzlich präsentiert das Museum in der Steiner Landstraße 3 Wechselausstellungen mit renommierten Vertretern des Faches. Das Museum ist mittlerweile so etabliert, dass es immer wieder gelingt, internationale Größen für Ausstellungen zu gewinnen. So auch jetzt: Ab 8. März werden erstmals über 100 Originalcartoons aus dem Privatbesitz des argentinischen Zeichenstars Mordillo zu sehen sein – drei Jahre lang versuchte Musemsdirektor Gottfried Gusenbauer den 83-jährigen Künstler zu überzeugen. Schließlich war ein Gespräch über den österreichischen Grandseigneur Sokol ausschlaggebend für die Zusage – Mordillo ist Fan von dessen alten Zeichnungen aus dem Playboy.

VORmagazin: Herr Gusenbauer, was ist das Besondere an Mordillos Werk?

Gottfried Gusenbauer: Mordillo steht für einen universellen Humor ohne Sprache. Der Grund dafür ist ganz einfach. Er kam nach Paris und konnte kein Wort Französisch, deshalb ließ er die Worte weg. Besonders ist sicher seine weltweite Präsenz. Jeder kennt die Kalender, Kaffeetassen und T-Shirts mit den liebenswürdigen Gestalten mit den großen Nasen – man könnte fast sagen, der Argentinier ist ein Miterfinder des modernen Merchandisings. Auf den ersten Blick wirken die Arbeiten lieb. Schaut man aber genauer hin, erkennt man, wie kritisch und mit wieviel inhaltlicher Substanz er arbeitet.

VORmagazin: Rudi, Du hast als einer der wenigen Menschen auf dieser Welt gerade ein Mordillo-Original in Händen gehalten. Wie war das Erlebnis?

Rudi Klein: Es war eine geile Situation, denn ich durfte das Papier ja mit speziellen Gummihandschuhen anfassen (lacht). Spaß beiseite. Natürlich bin ich auch nicht an Mordillo vorbeigekommen, weil er wahnsinnig präsent ist. Aber ehrlich gesagt, habe ich mich nie besonders mit seiner Arbeit beschäftigt. Vielleicht, weil ich einen anderen Humorgeschmack habe. Seine Vermarktung ist beeindruckend und natürlich bewundere ich solche Karrieren.

VORmagazin: Wäre das in Österreich auch möglich?

Rudi Klein: Unser Markt ist winzig, und es ist von Österreich aus nicht einmal leicht Deutschland klar zu machen. Dafür bräuchte man einen Partner, denn Merchandising ist ein eigener Beruf. Mit so jemandem wäre das vielleicht schon denkbar. Aber ich selbst schaffe es nicht, mich anzupreisen. Mich wundert es immer wieder, dass ich es doch zu regionaler Bekannheit geschafft habe.

VORmagazin: Der Terroranschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo hat die Welt und die Branche in Atem gehalten …

Gottfried Gusenbauer: Das ganze Thema ist sehr differenziert zu betrachten. Auffällig ist, dass sich eine Art Front für Meinungsfreiheit gerade unbewusst und unfreiwillig mit einer „Ausländer raus- Gesellschaft“ verbündet, und da muss man mit Dialog und Aufklärung dagegen auftreten.

Rudi Klein: Mich hat die Betroffenheitsautomatik gestört. Viele Zeitungen, die sich solche Zeichnungen nie erlauben würden, haben auf einmal von Meinungsfreiheit gesprochen, was ich extrem verlogen fand. Wenn ich so eine Zeichnung machen würde, würde ich nicht erschossen werden, sondern einfach nicht gedruckt. Prinzipiell ist jemand, der einen anderen umbringt, ein Mörder, egal, worauf er sich beruft. Die spontane Ausländerfeindlichkeit, die durch so etwas aufkeimt, spielt natürlich den Rechten in die Hände.

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