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Donnerstag, November 21, 2024

Kekse, Kitsch und krumme Dinge

Bild: ©Carina Antl

Barbara Kaudelka gurkt durch die Weihnachtszeit.

Kennen Sie die Redewendung „Der oder die ist aufputzt wia a Christbam“? Sie kommt zum Einsatz, will man großzügig mit Geschmeide behangene Damen beschreiben. Oder etwa Ballkavaliere, deren Ordensdekoration schon Schlagseite verursacht. Dabei spielt sie auf das alljährliche Opus magnum der Weihnachtsvorbereitungen an: das Christbaumschmücken. Österreichs Weihnachtsbaum-Deko „jingle bellt“ auf der kompletten Klaviatur: Vom Christbaumkugel-Set aus der schwedischen Retorte bis zum handgeschnitzten Engelsfigürchen ist in heimischen Wohnzimmern alles zu finden. Erlaubt ist, was gefällt: Die ehemalige Arbeitskollegin, die im Minutentakt ihren gülden aufgemascherlten Plastikbaum auf Instagram postet, lässt die Welt an der Überfrachtung à l’américaine live aus Favoriten teilhaben. Während Onkel Herbert auf traditionelle Strohsterne und herzige Zipfelmützwichtel besteht, kaschiert Tante Gerda die Fluktuation hochprozentig befüllten Christbaumkonfekts mit Tonnen von Lametta. Und die Studis von der Zweier-Stiege präsentieren bei der Hausgemeinschafts-X-mas-Party stolz ihren selbst gelöteten Bierdosenbaum mit Vanillekipferlbehang. Es lebe die Vielfalt, chacun à son goût! Im eigenen Tannengeäst baumeln rot-weiße Zuckerstangen neben handbemalten Glasornamenten und mittendrin grinst ein kugelrunder Yoda hervor – der Familienholzschmuck, den meine Eltern mit mir gebastelt haben, als ich ein Kind war, ist ebenso vertreten wie Monsieur’s „Star Wars“-Weihnachtsschmuck-Edition. Finden Sie skurril? Hold my Glühwein, da geht noch mehr!

In puncto Christbaumschmuck gibt es eine Tradition, die angeblich aus Deutschland um 1900 stammt, in den USA jedoch weitaus gebräuchlicher ist. Meine Damen und Herren: die Weihnachtsgurke! Jenseits des großen Teichs als „Christmas Pickle“ bekannt, ist die Rede von einer kleinen Glasskulptur in Form einer Essiggurke, die am Weihnachtsabend gut versteckt in den Baum gehängt wird. Die Person, die sie zuerst entdeckt, darf als Erste ihre Geschenke öffnen. Wahlweise erhält der oder die Fündige auch ein extra Präsent oder ein Stamperl Zielwasser. Ich gestehe, ich mag dieses schräge weihnachtliche Kleinod. Nicht zuletzt, weil es mich an den von mir so hoch verehrten Kabarettisten Andreas Vitásek denken lässt, der sich bereits Mitte der 90er Jahre tief in mein Herz gespurt hat: Im Rahmen eines Bühnenprogramms versuchte er als Hotelgast, dem begriffsstutzigen Zimmerservice auf Englisch zu erklären, was dieses Gurkerl ist, das er so gern in sein Sandwich geschnitten hätte. Ich lache heute noch Tränen, wenn Vitásek händeringend ins Telefon ruft: „A Göakerl! It looks like a sick banana!“ 

Liebe LeserInnen, ich wünsche Ihnen von Herzen ein frohes Weihnachtsfest! Vielleicht verirrt sich ja heuer auch auf Ihren Baum ein „Christmas-Göakerl“. Stellen S’ halt zur Sicherheit ein Schnapserl bereit, denn wenn das Christkind vorbeiflattert, erspäht es die Weihnachtsgurke fix als Erstes.


Barbara Kaudelka ist Schauspielerin, Tonstudiosprecherin, Medienmensch und vormagazin-Kolumnistin.

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