BARBARA KAUDELKA ÜBER BESONDERE WEIHNACHTSTRADITIONEN.
Eeendlich glitzert, leuchtet und jingle bellt wieder alles! Meine Wohnung sieht aus wie der Show Room eines Weihnachtsstern-Dealers, die X-mas Kaffeehäferl-Kollektion ist poliert und zwischen Zimtkerzen, Tannenzweigerln und Ugly Christmas Sweatern hängt der Duft von Vanillekipferln.
Kitschnudel? Ich? Niemals! Weihnachten gilt als das Fest der Liebe und Besinnlichkeit – doch, wie man bei genauer Betrachtung merkt, auch der charmanten Verrücktheiten. In meiner Familie ist das „Weihnachts-plemplem-Gen“ tief in der DNA verankert, wir lieben es, die Adventzeit ausgiebig zu zelebrieren, kramen im November schon die Dekokisten aus dem Keller hervor und verteilen unsere Freude an Lebkuchen, Lichterln und Lametta in alle Windrichtungen. Richtige Weihnachts-Superspreader. Damit sind wir zwar keineswegs allein, jedoch wird in Österreich großteils die konservativere Herangehensweise praktiziert: klassischer Adventkranz, Weihnachtschöre statt Mariah Carey und den Christbaum erst am 23. Dezember aufputzen.
Dagegen ist auch nix zu sagen – chacun à son goût – blickt man jedoch in andere Teile der Welt, so treiben dort manche Festtagsbräuche, angesichts derer selbst Santa Claus kurz den Keks ablegt und fragt: „Ähm, echt jetzt?“ Nehmen wir zum Beispiel Katalonien. Dort stellt man nicht nur eine Krippe auf, nein – man platziert mitten in die Szenerie eine kleine Figur, den Caganer: ein in Tracht gekleidetes Männchen, das die Hosen runterlässt und sich … nun ja, erleichtert. Na, plötzlich wirkt meine blinkende Rentier-Fensterfolie gar nicht mehr so verstörend, gell? Die Katalanen wollen damit aber keinesfalls auf Weihnachten sch…, au contraire! Hier bringt der kleine Kotzilla Fruchtbarkeit und Wohlstand. Apropos, auch Japan überrascht: Dort ist der inoffizielle kulinarische Weihnachtsklassiker kein Festbraten, sondern kübelweise (im wahrsten Sinne des Wortes) frittierte Hendl-Teile einer bekannten Fast-Food-Kette.
Seit einer Marketingkampagne in den 70ern bilden sich am 24. Dezember lange Schlangen vor den Filialen. Besonders beliebt ist diese Weihnachtstradition als Date Night für Pärchen und alle, die es unter dem Mistelzweig noch krachen lassen wollen. „Ein Eimer Chicken für dich, Liebling“, hach, das trieft nur so vor Romantik. Und Cholesterin.
Fazit: festliche Glückshäuferln, Hendlhaxn an Heiligabend oder Kitschexplosion am Christbaum – skurril? Vielleicht! Doch wie erfrischend ist es, dass wir alle – egal in welchem Land – unsere ganz eigenen kleinen Weihnachtsmacken pflegen! Vielleicht ist das sogar der schönste Teil des Festes: das verbindende Schmunzeln darüber, wie herrlich seltsam und verspielt wir Menschen sein können und wie sehr Weihnachten das Kind in uns zum Vorschein bringt. In diesem Sinne wünsche ich euch von Herzen frohe Weihnachten!



