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Sonntag, Oktober 6, 2024

Kunst im öffentlichen Raum

Über Nacht ist an der Fassade des frisch renovierten Georg-Emmerling-Hofs – gegenüber dem Schwedenplatz – ein großes Loch entstanden. Die Täter sind auch zu sehen: zwei Arbeiter, einer hammerschwingend, der andere rastend.

Der titelgebende Film Themroc aus 1973 erzählt in subversiver Weise die Geschichte eines Arbeiters (Michel Piccoli), der sich gegen die Tristesse seines Daseins wehrt und im Zuge dessen die Außenwand seiner Wohnung mit einem Vorschlaghammer einschlägt.

Die zunehmend prekäre Wohnsituation von vielen und die begehrlichen Angriffe gegen den sozialen Wohnbau werden durch Themroc, die neue Arbeit des Künstlerkollektivs Steinbrener/Dempf & Huber, thematisiert.

Themroc knüpft ästhetisch an die idealisierten Darstellungen von Arbeitern in Gemeindebauten an. Vor allem in den 20er- und 30er Jahren ist eine Vielzahl von Kunstwerken für Gemeindebauten entstanden, die sich gewissermaßen im politischen Gleichklang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern befanden.

Plastische Darstellung
Steinbrener/Dempf & Huber aktualisieren mit ihrer großen Halbplastik auch die Darstellung des Gemeindebaubewohners. Es bleibt aber offen, ob „Themroc“ einen Akt gegen die sich immer mehr dramatisierende Wohnsituation zeigt, oder ob hier die Errungenschaften des sozialen Wohnbaus gerade von denen attackiert werden, für die er eigentlich errichtet wurde.

Die Figuren der Installation sind stilistisch den Plakaten und Skulpturen der 20er-Jahre des roten Wiens nachempfunden. Es ist durchaus beabsichtigt, den*die Betrachter*in ob der Datierung des Kunstwerkes zu verunsichern. Man könnte dies als Teil einer selbstironischen Methode verstehen, künstlerische Eitelkeiten ad absurdum zu führen.

Fast alle öffentlichen Projekte der letzten Jahre hat das Künstlerkollektiv weit über den Köpfen der Betrachter*innen installiert. Oft waren es kleine Objekte, wie der Steinbock auf der Glatze der 42 Meter hohen Bismarck-Statue in Hamburg, aber alle spielten mit dem Moment des Unglaublichen. So verwirrte die Gruppe von Arbeitern, die auf einem weit auskragenden I-Träger, in schwindelnder Höhe über der Stadt schwebend, zwischen Baukränen ihre Mittagspause einlegte, so wie auch die Touristen-Information, die in eine Steilwand der Ötschergräben, für jeden Wanderer unerreichbar, montiert wurde.


INFO: https://www.koer.or.at/projekte/themroc/

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