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Freitag, April 19, 2024

Schiffbruch und Krokodile

„Beweis zu nichts" heißt die Ausstellung des deutschen Videokünstlers Marcel Odenbach, die von 5. Februar bis 30. April 2017 in der Wiener Kunsthalle zu sehen ist. In ihrer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Vergangenheitsbewältigung spiegeln Odenbachs Arbeiten den Nachhall des Nationalsozialismus bis in die Gegenwart hinein. Er beobachtet zudem unterschiedliche Kulturen sowie politische Konstellationen und lässt sie in sein Werk einfließen.

Die Schau stellt Videofilme und -installationen neben Collagen, in denen Odenbach das Montageprinzip des Films aufgreift und Mikro- und Makroansicht aufeinandertreffen lässt. Während die Makroansicht ein klar erkennbares Motiv präsentiert, zeigt die Detailansicht unzählige Einzelbilder, aus denen sich das Motiv wie bei einem Puzzle zusammenfügt.

Vergangenheitsbewältigung und Genozid

Die Aktualität von Themen wie Vergangenheitsbewältigung, Genozid und den Folgen von Kolonialismus zeigt etwa die Videoinstallation „In stillen Teichen lauern Krokodile", die den Genozid in Ruanda 1994 thematisiert. Zu sehen sind historisches Dokumentationsmaterial und Ausschnitte aus dem Filmarchiv der UNO, jedoch keine direkten Bilder des Verbrechens.

Die Annäherung an ein Land, das einerseits die Mörder verurteilen, andererseits die Völker versöhnen muss, geschieht über alltägliche Szenen, die die Schönheit Ruandas zeigen: Bauern auf Bananenfeldern, Kühe auf grünen Wiesen, Regen, der auf paradiesische Hügellandschaften fällt. Allein auf der Tonspur ist die Hetzpropaganda aus dem Radio zu hören, die die Hutu aufforderte, die Tutsi zu ermorden. Die Videoinstallation selbst gibt kein Urteil zu dem Geschehen ab und liefert auch keinen Erklärungsversuch. Die stark suggestiven Bilder fordern den Beobachter vielmehr dazu auf, sich selbst eine Meinung zu bilden.

„Im Schiffbruch nicht schwimmen können" thematisiert Migration und Flucht und die Motive, die hinter solch weitreichenden Entscheidungen stehen. Die Interviews, die diesem Film zugrunde liegen, erzählen von Heimweh, von Ängsten und den Erwartungen an die Zukunft.

Weitere Informationen über die Ausstellung finden Sie hier.

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