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Montag, März 24, 2025

„Wer mit der Zeit geht, ist auch erfolgreich“ – Ein Gespräch mit Wolfgang Binder

Wolfgang Binder, Fachgruppenobmann Kaffeehäuser, setzt sich in der WKW für faire Rahmenbedingungen und weniger Bürokratie ein. | ©Florian Wieser

Wolfgang Binder, Fachgruppenobmann Kaffeehäuser in der WKW, spricht über die Herausforderungen in der Gastronomie und die zunehmende Bedeutung von Employer-Branding.

Wien erwirtschaftet laut aktuellen Zahlen fast ein Viertel der gesamten österreichischen Wertschöpfung. Welche Rolle spielt dabei der Tourismus-Sektor? 

Wolfgang Binder: Eine sehr wesentliche – Hotels, Restaurants, Kaffeehäuser, Freizeit-betriebe und Co. sind für rund vier Milliarden Euro jährlicher Wertschöpfung in Wien verantwortlich, Tendenz weiter steigend. Also auch in Zeiten, wo es wirtschaftlich nicht so rosig ist, sind wir eine Konstante. Dazu kommt dann auch der gesellschaftliche Aspekt, was wäre Wien ohne seine Gastlichkeit, ohne Schanigärten und ohne seine Kaffeehäuser? 

Wie entwickelt sich die wirtschaftliche Situation bei den Wiener Kaffeehäusern? 

So wie überall. Wenn wir uns die Anzahl der Kaffeehäuser in Wien ansehen, verändert sich über die Jahre nicht viel, auch wenn wir die Gesamtzahl an Gastronomiebetrieben betrachten. Das, was sich verändert, sind die Angebote, die gehen mit der Zeit. Das heißt heute etwa andere Speisen, andere Einrichtungen oder andere Zusatzangebote als vor 10 oder 20 Jahren. Wer mit der Zeit geht, ist auch heute erfolgreich. Wer Entwicklungen verschläft, wird es immer schwer haben. Aber nicht nur im Kaffeehaus, sondern in allen Wirtschaftsbereichen.

Sie haben sich erfolgreich für die ganzjährige Nutzung von Schanigärten eingesetzt – wie gut wird dieses Angebot angenommen? 

Wir haben in Wien rund 3.500 Schanigärten, davon werden rund zwei Drittel auch im Winter betrieben. Also eine große Anzahl. Durch sie wurden auch viele Saisonarbeitsplätze nun zu Ganzjahresstellen, also waren sie auch gesellschaftspolitisch ein wichtiger Schritt. Und sie steigern das Lebensgefühl der Wienerinnen und Wiener an sonnigen Wintertagen und tragen somit zur lebenswertesten Stadt der Welt bei.

Wo liegen die größten Herausforderungen in der Gastronomie?

Die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise spüren wir alle, auch die höheren Mieten und Mitarbeiterkosten. Dem gegenüber stehen sparsamere Gäste, weil Menschen in unsicheren Zeiten nun einmal mehr auf ihr Geld achten. Umso genauer müssen wir kalkulieren und uns den Rahmenbedingungen und Gästewünschen anpassen.

Stichwort Fachkräftemangel. Mit welcher Strategie kann es gelingen, gut ausgebildetes Personal zu finden und ans Gastgewerbe zu binden?

Da gibt es zwei wichtige Herangehensweisen: das Personal, das man bereits hat, zu binden, durch gute Angebote, Incentives und Planung. Employer-Branding ist heute nicht nur ein Schlagwort, deshalb bieten wir hier seitens der Wirtschaftskammer auch viel Unterstützung an. Zum anderen ist es wichtig, dass wir selbst ausbilden. Wir haben dafür auch die Lehre weiterentwickelt, zur Möglichkeit der „Premiumlehre“, die die Chance bietet, andere Unternehmen kennenzulernen und neue Herangehensweisen an den Beruf zu finden. Begeisterung zu wecken, ist hier ein wichtiger Punkt. Denn wer Spaß am Beruf hat, wird ihn auch behalten.

Was raten Sie Menschen, die sich für eine Lehre in der Gastronomie interessieren?

Loszustarten! Unsere Branche ist vielfältig, lehrreich, innovativ und bietet viele Wege, sich zu entfalten.


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