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Freitag, April 26, 2024

Zwei Orte, ein Märchen

Text: Christoph Langecker

Marokko zählt seit einiger Zeit zu den angesagtesten Reisedestinationen. Nicht ganz unschuldig an der Popularität sind wahrscheinlich die Besuche diverser Stars und Sternchen der Instagram-Schickeria und nicht zuletzt der Kinofilm „Sex And The City 2“, in dem sich die vier New Yorker Diven rund um Sarah Jessica Parker in das nordafrikanische Königreich verirrten.

Schon in den 1960er Jahren zog es Prominentente wie Gitarrenlegende Jimi Hendrix an den Hafenort Essaouira, der auch gerne als „das St. Tropez Marokkos" bezeichnet wird und als windigste Stadt Afrikas gilt. Wer richtig abschalten möchte, der sollte am Beginn seiner Reise ein paar Tage hier verbringen, mit dem Auto benötigt man etwa drei Stunden vom Flughafen in Marrakesch.

Hinter den dicken Altstadtmauern, die die zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannte Medina vor dem offenen Atlantik schützen, scheint es, als wäre die Zeit stehengeblieben. Es fühlt sich an, als wäre man in einem orientalischen Märchenbuch gelandet. Schlendert man durch die engen Gassen und durch den Souk, spürt man sofort, dass die Szenerie authentisch ist. Souvenirläden gibt es hier kaum. Der Fischmarkt, die Gemüsestände und die Gewürzhändler sind fixer Bestandteil im Alltagsleben der Einheimischen.

Unzählige Galerien zeugen von einer intakten Künstlerszene und in den kleinen Cafes und antiquarischen Buchhandlungen kann man sich wunderbar verlieren. Der kilometerlange Sandstrand ist perfekt für ausgedehnte Spaziergänge und auch bei Wellenreitern und Kite-Surfern beliebt. Frischen Fisch gibt es auf jeder Speisekarte und bei den Teppichhändlern wird man als Tourist beinahe stiefmütterlich behandelt.

„Wir sind nicht so ‚pushy‘ wie in Marrakesch“, erklärt Mustafa Hamid, der ein Geschäft und ein Restaurant in der Altstadt betreibt. „Auch die Preise sind im Gegensatz zur roten Stadt um einiges günstiger“, fügt er hinzu und schenkt einen Minztee ein. Sollten sie also Handgeknüpftes von Berberfrauen aus dem Atlasgebirge für ihr Wohnzimmer erwerben wollen, empfiehlt es sich, in Essaouira zuzuschlagen.

Empfehlenswert ist auch ein Besuch im Hammam Lalla Mira, einem der ältesten der Stadt. Es ist wunder- schön und die Arganölmassagen sind wirklich günstig. Apropos: Unbedingt Arganöl einkaufen. Auf der Straße zwischen Essaouira und Marrakesch gibt es einige Kooperativen, die beste Qualität anbieten.

Die rote Stadt

Das Märchen „Tausendundeine Nacht“ geht in Marrakesch weiter. Hier ist es lebhaft und quirrlig. Auf dem weltberühmten Djemaa el Fna, dem zentralen Marktplatz, tummeln sich Gaukler, Wahrsagerinnen und Schlangenbeschwörer. Ein Besuch im Souk kann nach einiger Zeit schon ganz schön anstrengend werden. Zu viele Reize, motivierte Händler und Mopeds, die durch die Menschenmassen in den engen Gassen rasen, tragen ihres dazu bei. Zum Glück ist Marrakesch voller Oasen, in denen man zwischendurch ein wenig durchatmen kann. Allen voran natürlich der Jardin Majorelle, benannt nach seinem ersten Besitzer, einem französischen Maler.

Seit 1947 ist der Garten öffentlich zugänglich, 1980 wurde er vom französischen Modedesigner Yves Saint Laurent (seine Asche wurde nach seinem Tod 2008 ebendort verstreut) und seinem Lebensgefährten und Geschäftspartner Pierre Bergé gekauft. Rund um die Villa, die in einer speziellen Abstufung des Kobaltsblaus erstrahlt, findet man Pflanzen aller fünf Kontinente, hauptsächlich Kakteen, und Drillingsblumen, und Touristen. Obwohl gut frequentiert, ist es ein stiller und friedlicher Ort. Der Garten beherbergt auch das Islamische Kunstmuseum von Marrakesch und eine Gedenkstätte für Yves Saint Laurent.

Eine nicht minder prominente Adresse ist das geschichtsträchtige La Mamounia mit einer riesigen Grünoase, die etwa mit der Größe des Belvedere-Gartens vergleichbar ist. Die Historie des Luxushotels geht bis ins 18. Jahrhundert zurück, von 2006 bis 2009 wurde es komplett renoviert.

Der französische Innenarchitekt Jacques Garcia schaffte es, Alt und Neu perfekt miteinander zu vereinigen. Zugegeben, hier zu übernachten ist nicht billig, aber wer diesen magischen Ort trotzdem besuchen möchte, kann gegen eine leistbare Summe als Tagesgast die vier erstklassigen Restaurants und das 2.500 m2 große Spa genießen.

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