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Donnerstag, November 21, 2024

Aus der Zeit gefallen

Das Theater an der Gumpendorfer Straße startet mit „Die Überflüssigen“ von Sina Heiss – frei nach Anton Tschechows „Iwanow“ – ins neue Jahr. Das tschechowsche Thema des Aus-der-Zeit-Gefallenseins wird von ihr in unserer neuen Welt variiert. Ein Unternehmen, das an den Grundvereinbarungen eines Theaterabends rüttelt.

Das Theater an der Gumpendorfer Straße startet mit „Die Überflüssigen“ von Sina Heiss – frei nach Anton Tschechows „Iwanow“ – ins neue Jahr.
Sina Heiss befragt den klassischen Iwanow-Stoff von Anton Tschechow auf seine gegenwärtige Relevanz. – ©Anna Stöcher

Das Stück

Der überflüssige, sich sinnlos gewordene Mensch ist ein immer wiederkehrender Topos der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Überfordert, verwirrt von den neuen Zeiten, verantwortungslos für sein Umfeld, erstickt er an Selbstmitleid. Eine verlogene bürgerliche Fassade, die er gleichzeitig verzweifelt aufrechterhält und reflexiv entlarvt. Nichts Richtiges im Falschen.

Sina Heiss befragt den klassischen Iwanow-Stoff von Anton Tschechow auf seine gegenwärtige Relevanz. Heute, da der Mensch in seinem massenhaften Auftreten auf seine Konsument*innenrolle reduziert und als Arbeitskraft durch grassierende Automatisierung von den Funktionseliten mehr und mehr für überflüssig erklärt wird. Damit nicht genug: Heiss überträgt die Konstruktion zusätzlich noch in die Lockdown-Zeit 2020 – ein gewagtes Unternehmen. Iwanow wird konfrontiert mit der Unsicherheit und Krisenstimmung unserer neuen Normalität.

Denn nicht nur die grassierende Krankheit hat diese Themen immer mehr in unser Bewusstsein und in den öffentlichen Diskurs gebracht, sondern auch die digitale Revolution des 21. Jahrhunderts. Wir befinden uns an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter, dessen Vorboten schon längst fixe Bestandteile unseres Lebens geworden sind. Die Frage ist nur: Wieso lassen wir das alles mit uns machen? Oder stimmen ohnehin alle zu? Und haben wir überhaupt die Möglichkeit, uns dagegen zu wehren? Oder sind wir dazu bereits zu erschöpft und überfordert? Kann das Theater diese Zusammenhänge noch abbilden oder zerreißen sie im Angesicht dieser dramaturgischen Überforderung?

Sina Heiss sucht Antworten auf diese Fragen.


INFO

Ab 22. 1., Gumpendorfer Straße 67, 1060 Wien, dastag.at

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