©Nationalgalerie Sloweniens, Ljubljana
Die slowenische Malerei erlebte zwischen 1848 und 1918 eine Phase der nationalen und künstlerischen Emanzipation. Das Belvedere widmet sich mit der Ausstellung „Die Welt in Farben“ ab ab 30. Jänner dieser Entwicklung.
In einer Epoche voller gesellschaftlicher Umbrüche rückte die intensive Beschäftigung mit Farbe ins Zentrum der Kunst. Diese symbolisierte nicht nur ästhetische Innovation, sondern auch ein neues nationales Selbstverständnis. So wurde der Eisatz von Farbe zum Symbol für die Emanzipation einer Nation.
Aufbruch in die Farbe: Vom Vormärz zur Jahrhundertwende
Die Entwicklung der slowenischen Malerei begann im Vormärz mit Künstlern wie Jožef Tominc, dessen detailreiche Porträts die bürgerliche Gesellschaft in einem neuen Licht zeigten. Doch erst die politischen Umwälzungen des Revolutionsjahrs 1848 eröffneten Raum für die Suche nach einer nationalen Identität in der Kunst. Im späten 19. Jahrhundert trat Jožef Petkovšek hervor, dessen Werke oft melancholische Landschaften und gesellschaftliche Szenen in kräftigen, symbolischen Farben darstellten. Eine bedeutende Vertreterin dieser Epoche war Ivana Kobilca, deren präzise und leuchtende Gemälde wie Sommer oder Das Milchmädchen eine meisterhafte Beherrschung von Licht und Farbe zeigten. Ihre Werke verkörpern den Übergang von der akademischen Malerei zur individuellen, ausdrucksstarken Farbgestaltung.
Die Slowenischen Impressionisten: Ein nationaler Stil entsteht
Um die Jahrhundertwende kristallisierte sich eine neue Generation von Künstlern heraus, die als Slowenische Impressionisten bekannt wurde. Geprägt von Aufenthalten in Wien, München und Paris, fanden Künstler wie Rihard Jakopič, Ivan Grohar, Matija Jama und Matej Sternen zu einem einzigartigen Stil, der traditionelle Themen mit modernen malerischen Techniken verband. Ihre Werke zeigten oft ländliche Motive, die durch die expressiven Möglichkeiten der Farbe neue Tiefe erhielten. Besonders ikonisch ist Grohars Der Sämann, das mit symbolistischer Kraft die Verbindung von Mensch und Natur zelebriert. Jakopičs dynamische Landschaften und Sternens lichtdurchflutete Interieurs machten die Farbe selbst zum Hauptdarsteller.
Zwischen Wien und Ljubljana: Kunst und Ambivalenz
Die Nähe zur österreichischen Kunstmetropole Wien prägte die slowenischen Künstler entscheidend. Viele studierten dort, darunter Jakopič, der die Impulse der Wiener Secession in seine Werke einfließen ließ. Dennoch war das Verhältnis zu Wien ambivalent: Während die Künstler von der staatlichen Förderung abhängig waren, fühlten sie sich oft ausgegrenzt und kämpften um Anerkennung ihrer eigenständigen nationalen Kunst. Diese Ambivalenz spiegelt sich in den Archiven des Belvedere wider, die die engen kulturpolitischen Verflechtungen und die Bemühungen um eine slowenische Identität dokumentieren.
INFO
30.1. bis 25.5.25
Montag bis Sonntag, 10.00 bis 18.00 Uhr
Unteres Belvedere
Rennweg 6, 1030 Wien
Für den Besuch werden Time-Slot-Tickets benötigt.
belvedere.at