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Donnerstag, März 28, 2024

Alexander Wrabetz

300 Millionen für heimischen Film

Am Küniglberg, dem Zentrum der ORF-Welt, wird derzeit kräftig umgebaut. Aufgrund der Entscheidung, das bestehende Gebäude zu renovieren und auszubauen, sind Teile der Büros in Containern untergebracht. Sobald die historischen Teile von Roland Rainer saniert sind, soll ein neuer zentraler Newsroom für die ORF-Redaktionen entstehen. Doch auch inhaltlich tut sich was beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Was genau, erzählt Generaldirektor Alexander Wrabetz, der sich im August der Wiederwahl stellt, im Interview.

Worum geht es beim Projekt „Generation What“?

Entscheidend für die Zukunft von klassischen Medien ist die Jugend und über diese Altersgruppe könnte man mehr erfahren. Deshalb haben wir uns innerhalb der EBU (Europäische Rundfunkunion) entschieden, nicht nur Events wie den Song Contest gemeinsam zu machen, sondern auch die größte Jugendumfrage durchzuführen, die es in Europa je gegeben hat. Zwölf Länder sind an Bord. Ziel ist ein multimediales Selfie der Generation der 14- bis 34-Jährigen. Es wird nicht über sie berichtet, sondern die jungen Menschen erzählen über sich selbst. Es ist sehr erfreulich, dass wir in den ersten Wochen schon über 500.000 Beantwortungen hatten.

Wie sollen die Ergebnisse dieser Umfrage dann umgesetzt werden?

Die Ergebnisse werden schon während der Laufzeit im ORF thematisiert. Auf Ö3 gibt es Mitternachtstalks, wo immer jeweils eine Frage diskutiert wird, z. B.: Ist das Leben mit 20 am besten? Auf Ö1 setzen wir uns wissenschaftlich damit auseinander. Es geht auch darum, dass die jungen Menschen viel über sich selbst und ihre Altersgruppe erfahren. Vergleiche mit anderen Jugendlichen in Österreich und aus anderen Ländern werden sehr spannend. Die Vielfalt ist schon jetzt faszinierend. Auch Politiker sollten sich mit diesen Umfrageergebnissen auseinandersetzen.

Und haben Sie selbst schon erste Erkenntnisse daraus gewinnen können?

Ja. Ich habe mich immer gewundert, dass mich meine Kinder auf Facebook blockiert haben. Jetzt habe ich zu meiner Beruhigung erfahren, dass das vielen Eltern in ganz Europa ähnlich geht.

Wie sehen Nachrichten in der Zukunft aus?

Gerade bei jungen Menschen ist zu erkennen, dass sie sich sehr stark über Social-Media-Kanäle auf dem Laufenden halten und nicht über klassische Informationssendungen. Die sitzen nicht täglich um 19:30 Uhr vor dem Fernseher und schauen die ZIB. Leider gibt es im Netz salopp gesagt viel Infomüll, bei dem man oft nicht die Quelle der Information kennt. Da ist viel Raum für Manipulation.

Was kann man dagegen tun?

Es ist wichtig, Nachrichten zu produzieren, von denen man den Absender kennt. Und bei denen man sich darauf verlassen kann, dass Journalisten nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert haben. Immer dann, wenn etwas Schreckliches wie etwa die jüngsten Terroranschläge in Brüssel passiert, schauen auch die jungen Menschen klassisches Fernsehen. Die Kunst wird sein, dass wir in den Neuen Medien attraktiv genug sind und die Nutzer dadurch regelmäßig zu unseren klassischen Angeboten weiterleiten können. Ein Schritt dorthin ist z. B. die neue ZIB100.

Stehen in den nächsten Jahren eigene Produktionen wie „Altes Geld“ und „Vorstadtweiber“ am Plan?

Ja. Ich habe mit der Filmwirtschaft vereinbart, dass wir in den nächsten drei Jahren 300 Millionen Euro in österreichische Produktionen investieren. Gut gemachtes österreichisches Programm kommt sehr gut an. Da ist schon viel Aufbauarbeit passiert, auch eine neue Generation an österreichischen Schauspielern hat sich hervorgetan. Jetzt müssen wir dran bleiben. In Entstehung ist ein Film über Anna Sacher, der von Robert Dornhelm inszeniert wird und Ursula Strauß in der Hauptrolle zeigt. Diese Arbeit wurde schon vorab in zig Länder verkauft. Ein männliches Pendant zu den Vorstadtweibern namens „Männerschmerzen“ wird es 2017 geben.

Ihre erste Bilanz zum Thema Frühfernsehen?

Die ist positiv. Es war zu wenig, den Österreichern in der Früh nur die Wetterkameras zu zeigen. Nach vier Wochen sind wir wieder die deutliche Nummer 1 am Markt geworden. Der Marktanteil liegt bei 28 %, das sind mehr als 300.000 tägliche Zuschauer. Zuvor hatten wir nur 11 %. Natürlich war es ein Wagnis, aus kleinen Orten wie Bildein im Burgenland zu senden, aber genau darauf liegt der Fokus. Wir wollen die Vielfalt Österreichs in den Mittelpunkt stellen, Regionalität ist eine enorm wichtige Kraft.

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