@Carina Antl
Sie haben klingende Namen wie Benedict oder Florentine, man findet sie im Fegefeuer oder im Glas und besonders gerne werden sie gerührt, gebraten, manchmal auch geschaukelt: Heute geht’s um Eier. Besonders jetzt, rund um das Osterfest, erfreut sich das beschalte Hendlpopsch-Oval besonders großer Beliebtheit. Eier sind aus der österlichen Tradition ebenso wenig wegzudenken wie flauschige Palmkatzerln, niedliche Hoppelhäschen und die hüftgoldige Osterpinze (mit daumendick Butter und Kirschmarmelade drauf – wenn schon, denn schon!).
Ostereier wollen von Groß und Klein bemalt, eingefärbt, im Osterhasen-Nesterl versteckt oder in perfekt inszenierter Pastell-Ästhetik auf Instagram verinfluenced werden. Dies geht naturgemäß mit einer gesteigerten Nachfrage am Lebensmittelmarkt einher … und hier liegt aktuell der Hase im Pfeffer. Zumindest für die USA, denn das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat gegenwärtig mit einer äußerst begrenzten Verfügbarkeit an Hühnereiern zu kämpfen. Der Hintergrund ist freilich ein wirklich unlustiger, sorgte doch ein verheerender Ausbruch der Vogelgrippe für eine drastische Dezimierung der Geflügelpopulation in Übersee. Dies führt nicht nur zu einer besorgniserregenden Eier-Knappheit, sondern auch zu empfindlichen Preissteigerungen.
Stichwort „Eggflation“: In Mexiko etwa kosten Eier nur ein Drittel von dem, was man derzeit in den Staaten berappen muss – bei bis zu zehn Dollar pro Dutzend schlackern dem Easter Bunny gehörig die Löffel. An Amerikas Grenzen zu Kanada und Mexiko floriert der Eier-Schwarzmarkt und steckt sogar den Drogenschmuggel in die Tasche. Laut Daten der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde werden im Grenzgebiet zu Mexiko mittlerweile größere Mengen an Eiern beschlagnahmt als des schwerst süchtig machenden Opioids Fentanyl. Der Engpass geht sogar so weit, dass die Vereinigten Staaten in einigen europäischen Ländern um zusätzliche Export-Lieferungen an Frischeiern ansuchten. Pikanter noch als „Devil’s Eggs“: Auch in Dänemark sind bei den zuständigen Branchenverbänden entsprechende Anträge eingegangen. Situationstechnisch ned unbedingt das Gelbe vom Ei, wenn man bedenkt, dass ein gewisser Jemand seit Antritt seiner Präsidentschaft mit lautstarken Annexions-Fantasien Grönland betreffend im Umgang mit Dänemark nicht gerade einen Eiertanz vollführt hat. Ob Kopenhagen und Nuuk gerade an einer Handelslösung mit Uncle Sam tüfteln, ist bis dato nicht bekannt, aber zwischen Wegzoll und „æg-Zoll“ lässt sich mit Sicherheit hygge Politik machen. Immerhin sind Zölle ja das strategische Ei des Kolumbus, wenn es nach dem derzeitigen Oval Office geht. Ob sich da nicht jemand selbst ein Ei gelegt hat? Aber wer weiß, vielleicht bewegt die Causa ja ein österliches Umdenken: vor der Eiersuche einfach weniger Eier pecken. Dann klappt’s auch mit dem Nachbarn ;)

Barbara Kaudelka ist Schauspielerin, Tonstudiosprecherin, Medienmensch und vormagazin-Kolumnistin.
Bild: ©Michael Taborsky