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Donnerstag, April 25, 2024

Interview mit Parov Stelar

Musik ist sein Leben. Und kaum eine andere österreichische Künstlerkarriere ist derzeit international so lebendig wie die des gebürtigen Oberösterreichers Marcus Füreder, der mit seinem unvergleichlichen Electro-Swing unter dem Pseudonym Parov Stelar weltweit riesige Konzerthallen füllt. Auch als Produzent spielt er in der obersten Liga. Deshalb ist es nicht einfach einen Termin bei ihm zu bekommen. Vor dem ausverkauften Konzert in Linz hat es geklappt. Und er war aufgeregt.

 

vormagazin: Wie fühlt es sich an, wenn man als Weltenbummler in die Heimat zurückkehrt und vor eigenem Publikum auftritt?

Marcus Füreder: Es ist wahnsinnig schön heimzukommen und vor den eigenen Leuten das zu zeigen, was man vor 15 Jahren begonnen hat. Die Anonymität – nicht den Menschen gegenüber, aber einer Stadt oder einem Land –, die man unterwegs genießt, die gibt es daheim nicht. Das ist sehr schön, aber ich bin auch um einiges nervöser.

vormagazin: Wie wichtig ist Emotion in Ihrem Beruf?

Marcus Füreder: Emotion ist die Währung meines Jobs, ich verkaufe Emotion. Und ich kann nur etwas verkaufen, das ich ernst meine. Emotion kann nie unehrlich sein, denn man kann sie nicht künstlich erzeugen. Wahrscheinlich gibt es keinen Job, den man ohne Emotion erledigen kann.

vormagazin: Die Welt hat sich in den letzten Jahren „verdigitalisiert“. Wie denken Sie darüber?

Marcus Füreder: Dort, wo Licht ist, ist auch Schatten. Ich bin Verfechter des Retro- Sounds, verehre Vinyl und stehe aber auch neuen Technologien sehr offen gegenüber – sonst bleibt man irgendwann über. Ich finde es sensationell, was heute alles möglich ist, und das Internet hat meiner Karriere definitiv ein Stück weitergeholfen.

vormagazin: Man sagt, Reisen bildet. Wie viel können Sie aufschnappen, wenn Sie unterwegs sind?

Marcus Füreder: Immer weniger. Wirklich Reisen, wie beispielsweise zwei Monate in Kambodscha unterwegs zu sein, mache ich ja nicht. Es ist ein anderes Reisen. Früher hatte ich mehr Zeit, mir etwas anzuschauen, aber mittlerweile sind meine Produktionen zu aufwendig. Ich gestehe, teilweise weiß ich gar nicht, wo ich gerade bin – der Bus fährt eine Stunde nach der Show ab und man wacht auf und ist schon ganz woanders.

vormagazin: In welcher Bar muss man unbedingt mal einen Drink genommen haben?

Marcus Füreder: In Palma de Mallorca gibt es ein kleines Tschocherl namens Esteban. Wenn ich abschalten will, gehe ich dorthin. Er hat das beste Bier der Welt. Obwohl es eines ist, das es überall gibt.

vormagazin: Läuft man in Ihrem Business nicht Gefahr, die Erdung zu verlieren?

Marcus Füreder: Ja, die Gefahr besteht. Egal, welcher Künstlertyp man ist, gewisse Schutzzonen sind für die Psychohygiene wichtig. Deshalb ziehe ich mich hin und wieder komplett zurück, um die Batterien wieder aufzuladen, mich zu sammeln und mir die Fragen zu stellen: Wer bin ich und vor allem, wer bin ich ohne den Erfolg?

vormagazin: Wie nehmen Sie Österreich von außerhalb wahr?

Marcus Füreder: Es ist und bleibt mein Heimatland. Was mir von außen auffällt: Die Österreicher haben das Herz meistens am richtigen Fleck, aber sie sind manchmal leider nicht selbstbewusst genug – was sie aber sein könnten. Und wir jammern gerne – inklusive mir. Zum Glück ist bei uns nicht alles so brutal und hart – da geht es in anderen Ländern schon „rougher“ ab. Prinzipiell mag ich unsere Gemütlichkeit.

vormagazin: Welche Werte sind Ihnen wichtig und was möchten Sie als Vater weitergeben?

Marcus Füreder: Die Frage habe ich mir oft gestellt, habe aber damit aufgehört. Je mehr man darüber nachdenkt, desto verrückter wird man. Das Einzige, was man seinem Kind mitgeben kann, ist das, was man vorlebt. Wenn man sich immer wieder mit sich selbst auseinandersetzt und sein Kind in das tägliche Leben integriert, dann wird es die Werte automatisch annehmen.

vormagazin: Wann waren Sie zum letzten Mal mit einem öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs?

Marcus Füreder: Das ist in der Tat lange her. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. In meiner Schulzeit habe ich immer meinen Fahrausweis zu Hause vergessen und im Bus hatte ich Angst, dass mich der Chauffeur kontrolliert.

vormagazin: Welche Musik ist auf Ihrem iPod zu finden?

Marcus Füreder: Er ist voll mit Hörbüchern. Ich bin froh, wenn es mal ruhig ist.

vormagazin: Was wollten Sie schon immer mal erzählen, wurden aber nie danach gefragt?

Marcus Füreder: Ich bin der Meinung, dass ich beim Tennis immer eine bessere Vorhand als Thomas Muster hatte. Das würde mich nie einer fragen (lacht laut) …

 

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