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Freitag, April 26, 2024

„Uns hält niemand auf!“

Grandios
Nach einem Jahr Pause öffnet das Wiener Lustspielhaus ­heuer mit Goldonis „Die Verliebten“ (ab 16. 7.) seine Pforten. Intendant Adi Hirschal spielt den überdrehten Parvenu Eugenius Speismeier – zum ersten Mal unter der Regie seiner Tochter Maddalena-Noemi.

Interview: Andrea Buday

Probleme, ihrem Vater strikte Anweisungen zu geben, habe sie überhaupt keine, erzählt Maddalena-Noemi Hirschal im Interview auf der summerstage über ihre erste Regiearbeit für das Wiener Lustspielhaus schmunzelnd. Vielmehr bereite es Probleme, ihm nichts anzuschaffen. Und wie geht’s dem Herrn Papa dabei? „Ich leide wie ein Hund. Sie macht mich fertig“, sagt Adi Hirschal, denn es falle ihm nicht leicht, sich unterzuordnen. Da kann es dann auch schon mal lauter werden. „Weil wir beide ja Häferln sind, aber wir besitzen die wunderbare Gabe der schnellen Versöhnung.“ Es dauere zehn Minuten, dann haben sich die Gemüter beruhigt, jeder gebe seine Fehler zu und alles sei wieder gut.

vormagazin: Ihre erste Inszenierung. Ein Sprung ins kalte Wasser?
Maddalena Hirschal: Nicht ganz, denn ich habe schon einige Male, wenn Adi auf der Bühne stand, die letzten Wochen vor der Premiere die Regie übernommen. Ich kenne das Theater seit Anbeginn, also seit 17 Jahren. Zudem war ich bei den Festspielen in Bad Hersfeld auch ­jahrelang – von 2012 bis 2014 – als Regieassistentin tätig.

Adi Hirschal: In den vergangenen Jahren, in denen ich oft sowohl die Hauptrolle spielte, als auch inszenierte, habe ich Maddalena stets eingeplant und sie als meine Augen unten sitzen lassen. Sie kennt meinen Stil, sie weiß, wie ich ticke, und in diesen Phasen sind wir einander schon sehr nahe gekommen. Bei Problemfällen erzielte sie stets einen Durchbruch. Und sie sparte auch nie mit Kritik, wenn ihr was nicht getaugt hat.

Was macht denn Ihre Zusammen­arbeit manchmal schwierig?
Maddalena: Wir haben unterschiedliche Verständnisse bzw. Sichtweisen, an denen arbeiten wir uns gerade ab, aber wir werden das schon schaffen (lacht). Ich bin manchmal einfach zu ungeduldig. Meine größte Schwäche.

Adi: Ihrer Natur gemäß bringt sie ­einen anderen, einen mutigeren und spontaneren Ansatz ein. Ich bin 72 Jahre alt, überlege mehr, aber ich habe die Erfahrung auf meiner Seite. Und das jetzt gegeneinander abzuwiegen und zu verhandeln, ist nicht ganz einfach. Denn ich bin zwar nicht ungeduldig, aber sehr stur.

Adi Hirschal mit Tochter Maddalena und Andrea Buday. Adi Hirschal ist Sänger, ­Volksschauspieler, Intendant und Regisseur, Tochter Maddalena-Noemi jobbt als Sprecherin, Kostüm- & Bühnenbildnerin, Aktrice und nun auch als Regisseurin. – ©Stefan Joham

Sie scheinen dennoch ziemlich wesensverwandt?!
Adi: Ja, schon, sie kommt auch nach meinem Vater, der ebenso aufbrausend war.

Maddalena: Dabei dachte ich lange, dass ich eher wie meine ­Mutter bin, weil ich ihr optisch sehr ähnle, aber ich erkenne immer mehr, dass ich meinem Vater gleiche.

Neben Kostüm, Bühnenbild und ­Regie zeichnen Sie auch – gemeinsam mit ihrem Vater – für die Adaption der Goldoni-Komödie „Die Verliebten“ verantwortlich. Wie lief das?
Maddalena: Eigentlich sehr gut, weil es gar nicht geplant war. Ich hab einfach begonnen und auf einmal war das Stück mehr oder weniger fertig bearbeitet (schmunzelt).

Adi: Das war für uns das erste Mal, denn bisher ­hatten wir immer Autoren. Der Großteil der Bearbeitung stammt von Maddalena, ich habe nur ein paar Änderungen meine Rolle betreffend eingebracht.

Wie kam es zu all den Tätigkeiten?
Maddalena: Ich bin Autodidaktin und liebe diese Vielfalt. Auch ein paar Restaurants habe ich bereits eingerichtet bzw. umgestaltet wie u. a. vor einigen Jahren das Ellas am Judenplatz. Und 2019 entwarf ich für eine Produktion von Hubsi Kramar die Kostüme. Ein schwerer Beruf, vor Bühnen- und Kostümbildner habe ich große Demut. Man wird durch den Fleischwolf gedreht, wenn man das nicht wirklich gelernt hat.

Kürzlich erschien Ihre Biographie, in der Sie auch über Ihre Prostatakrebserkrankung erzählen.
Adi: Im November wurde der Krebs diagnostiziert und im Februar folgte die OP. Ich hatte Glück, weil der Tumor in einem sehr frühen Stadium bei einer Vorsorgeuntersuchung – daher rate ich jedem zu regelmäßigen Arztbesuchen – entdeckt wurde. Jetzt fühle ich mich wieder pumperlgesund.

Und wie verlief das Schreiben?
Adi: Das Buch war eine intensive Angelegenheit. Man bot mir zwar Ghostwriter an, aber das wollte ich nicht. Für seine Biografie muss man sich schon selber plagen, darum habe ich das Buch immer wieder überarbeitet, und als ich es meiner Frau Ela zu lesen gab, meinte sie: „Das kannst du besser!“ Ein langer Weg, weil man viel reflektiert und sich oft wundert, was man schon erlebt hat.

Zufrieden mit Ihrem Leben?
Adi: Wäre ich nicht verrückt, dann ja. Allerdings bin ich verrückt, ich lasse die Dinge nie dort, wo sie sind, ich verrücke gerne Sachen. Ich bin unzufrieden. Das wirklich Gute muss noch kommen. Aus der Tube Leben will ich noch einiges herausdrücken.

Aber als Vater haben Sie doch ­alles richtig gemacht, oder?!
Adi: Da nicke ich und gebe ­meinen Kindern gerne recht (schmunzelt).

Wie erlebten Sie die Lockdowns?
Adi: Mit schlechtem Gewissen dachte ich: „Wunderbar!“ Endlich einmal frei, nach 30 Jahren. Und ich habe die Lust am Schreiben entdeckt. Aber jetzt freue ich mich wieder sehr auf die Bühne.


INFO:
wienerlustspielhaus.at

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