„Sommer ohne Horst“, titelt Manfred Rebhandls neuer Krimi rund um Rock Rockenschaub, der auf alle Fälle alle Fälle löst (erhältlich auf haymonverlag.at). Diesmal hetzt er seinen Superschnüffler ins Ottakringer Bad. Ein Interview von Andrea Buday.
Er wirkt stets ein wenig so, als ob er gerade erst aufgestanden wäre. Weit gefehlt. Der Mann ist nämlich äußerst ausgeschlafen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Rede ist von Manfred Rebhandl, der jeden Tag um halb sieben erst aus den Federn, dann in einen seiner Anzüge (Secondhand wohlgemerkt!) hüpft und seine Kaffeehaustour startet. Im Café zu sein, liebt der 54-Jährige nämlich. Bevorzugt in der Vorstadt, wo er auch lebt. Seit 25 Jahren wohnt er in Rudolfsheim-Fünfhaus, ein Multikulti-Grätzel, welches ihn inspiriert.
vormagazin: Sie gelten als Trash-Edelfeder mit eigener, oft sehr derber Sprache …
Rebhandl: Sicher gibt’s Leute, die meine Krimis ablehnen, aber so verhält
es sich mit jedem guten Produkt. Andererseits: Ob man meine Krimis ablehnt bzw. grauslich findet, schert mich nicht. Meine Auffassung von Literatur ist nicht, etwas zu verschönern. Ich schreibe über das Leben so wie es ist. Und es muss Spaß dabei sein. Es bereitet mir Freude, Sätze zu formulieren, die andere auch ein wenig vor den Kopf stoßen. Etwas provozieren ist einkalkuliert!
vormagazin: Stört es Sie, wenn Ihre Krimis als Trash bezeichnet werden?
Rebhandl: Es ist nicht nur Trash, sondern auch Literatur. Ich werde auch sehr gelobt dafür. In der „Welt“ zum Beispiel ist eine ganze Seite über mich und mein Buch erschienen.
vormagazin: Wie viel Manfred Rebhandl steckt eigentlich in der Figur Rock Rockenschaub?
Rebhandl: Er ist eine ideale Figur für mich, der ich natürlich nicht 100%ig entspreche, aber wenn ich eine Figur sein könnte, dann am liebsten er (lacht). Rock ist unter anderem auch gesellschaftsrelevant. Wir leben in einer Zeit, in der der Kanzler das Wirtschaftswachstum über die Zufriedenheit der Menschen stellt und das Savoir-vivre völlig verachtet wird. Eine katastrophale Entwicklung, weil das das Menschsein bestimmt. Dabei sollte man doch auch etwas Spaß haben dürfen.
vormagazin: In Ihrem Roman sind aber ohnehin sehr viele, die nur Spaß haben.
Rebhandl: Ja, gut so. Ich will das. Wie es sich halt gehört (lacht).
vormagazin: Sie haben eine 13-jährige Tochter. Interessiert sie sich bereits für Ihre Bücher?
Rebhandl: Meine Tochter interessiert in erster Linie die Frage, warum ich nicht wirklich berühmt bin. Also so wie Billie Eilish oder Kim Kardashian. Vielleicht bräuchte ich auch einen Instagram-Account (lacht).
vormagazin: Wie sehr sind Sie sonst Vorbild?
Rebhandl: Ich bin alles, was ein alter, weißer Mann hassen würde: Ich liebe Greta, ich habe noch nie ein Auto besessen, ich kaufe meine Anzüge nur über eBay, war noch nie bei Starbucks oder McDonald’s und bei Amazon würde ich auch nie einkaufen. Ich bin extrem konsequent und daher fliege ich auch nicht.
vormagazin: Auch bei Ihren Lesetouren?
Rebhandl: Ja, ich setze mich in den Zug und fahre nach Berlin oder – wie vor zwei Jahren – zwecks Recherche in die Ukraine. Ich mag es, schwitzende Menschen im Zug ohne Klimaanlage zu erleben. Bei uns ist ja eh immer alles so sauber und perfekt … Ich würde auch nach Stockholm zur Nobelpreisverleihung – zu meiner eigenen natürlich – mit dem Zug fahren (lacht).
vormagazin: Was stört Sie denn so an Sauberkeit?
Rebhandl: Sie soll nur davon ablenken, wie miserabel das Leben ist und wie wir von den Reichen ausgebeutet werden. Was wir dagegen tun könnten? Eine hohe Besteuerung der Reichen, Großkonzerne zwingen, dass sie ihre Steuern zahlen, dann hätten wir alle ein gutes Leben. Das Geld liegt ja auf den Steuerinseln herum, wir bräuchten es uns nur zu holen. Dann wäre auch ein bedingungsloses Grundeinkommen möglich, aber nicht mit 1.500 Euro, sondern 5.000 Euro!
vormagazin: Und Ihre Krimis tragen dazu was bei?
Rebhandl: Sie tragen vielleicht dazu bei, dass die Mutti, wenn sie sie liest, etwas zum Lachen hat. Und der Vati eventuell auch.
vormagazin: Ihr nächstes Buch?
Rebhandl: Ich arbeite an einem Kinderbuch über die faulste und langsamste Faultierfamilie der Welt, deren Leben von einem Idioten, der ganz schnell sein will, gestört wird. Von einem Idioten mit Auto natürlich (lacht).
Manfred Rebhandls Buch „Sommer ohne Horst“ ist auf haymonverlag.at erhältlich.